Seite 408 - Das Leben Jesu (1973)

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Das Leben Jesu
Gegenwart. Der Heiland wußte, daß bitterer Haß und Unglaube sie
verfolgen würden, und er wollte sie auf diese Prüfungen vorbereiten.
Jesus war mit seinen Jüngern in eine Stadt in der Nähe von Cäsa-
rea Philippi gekommen. Diese Stadt lag außerhalb des galiläischen
Landes, in einer Gegend, in der noch Götzendienst herrschte. Die
Jünger waren hier dem Einfluß der Juden entzogen und kamen nun
mit dem Heidentum in engere Berührung. Überall sahen sie hier die
Zeichen und Merkmale heidnischen Aberglaubens, den es in allen
Teilen der Welt gab. Jesus wünschte, daß der Anblick dieser Dinge
ihr Verantwortungsgefühl gegenüber den Heiden wecken möge. Dar-
um entzog er sich während seines Aufenthalts in diesem Gebiet dem
öffentlichen Dienst am Volk und widmete sich mehr seinen Jüngern.
Ehe er ihnen von seinen bevorstehenden Leiden erzählte, ging
er ein wenig abseits und betete, daß ihre Herzen bereit seien, seine
Worte aufzunehmen. Als er sich wieder zu ihnen gesellte, sagte er
ihnen nicht sofort, was er ihnen zu sagen hatte, sondern gab ihnen erst
Gelegenheit, ihren Glauben an ihn zu bekennen, damit sie dadurch
für die kommenden Schwierigkeiten gestärkt würden. Er fragte sie:
„Wer sagen die Leute, daß des Menschen Sohn sei?“
Matthäus 16,13
.
Die Jünger mußten aber betrübt erwidern, daß das Volk Israel
seinen Messias nicht erkannt hätte. Wohl hatten einige, die Augen-
zeugen seiner Wunder gewesen waren, ihn als Sohn Davids erkannt;
wohl hatte die Menge, die in der Nähe von Bethsaida gespeist wor-
den war, ihn zum König über Israel ausrufen wollen. Manche wollten
ihn sogar als Propheten annehmen — aber sie alle glaubten nicht,
daß er der Messias sei.
Jesus stellte nun eine andere Frage an sie: „Wer saget denn
ihr, daß ich sei? Da antwortete Simon Petrus und sprach: Du bist
Christus, des lebendigen Gottes Sohn!“
Matthäus 16,15.16
.
Schon von Anfang an hatte Petrus geglaubt, daß Jesus der Mes-
sias sei. Viele andere, die durch die Predigt des Täufers Christus
angenommen hatten, gerieten über seine Mission in Zweifel, als
Johannes der Täufer gefangengenommen und getötet wurde; sie
bezweifelten dann auch, daß Jesus wirklich der Messias wäre, auf
den sie so lange gewartet hatten. Viele seiner Jünger, die mit Be-
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stimmtheit angenommen hatten, daß ihr Herr seinen Platz auf Davids
Thron einnehmen werde, verließen ihn, als sie erfuhren, daß Jesus
dazu niemals gewillt war. Nur Petrus und seine Gefährten blieben