Seite 475 - Das Leben Jesu (1973)

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Der gute Hirte
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ihnen schließen und alle bösen Tiere aus dem Lande ausrotten.“
Hesekiel 34,25
. — „Und sie sollen nicht mehr den Völkern zum
Raub werden, ... sondern sie sollen sicher wohnen, und niemand soll
sie schrecken ... Ja, ihr sollt meine Herde sein.“
Hesekiel 34,28.31
.
Christus wandte diese Weissagungen auf sich an und zeigte da-
durch den Gegensatz zwischen seinem Charakter und dem Charakter
der führenden Juden. Die Pharisäer hatten gerade ein „Schaf“ aus
der Hürde getrieben, weil es gewagt hatte, von der Macht Jesu zu
zeugen; eine Seele war von ihnen ausgestoßen worden, die der Gute
Hirte zu sich gezogen hatte. Sie gaben dadurch zu erkennen, wie
wenig sie von dem ihnen anvertrauten Werk wußten und wie un-
würdig sie des Vertrauens als Hirten der Herde waren. Jesus zeigte
den Gegensatz zwischen ihnen und dem Guten Hirten und bedeutete
ihnen, daß er selbst der wirkliche Hirte der Herde des Herrn sei.
Doch zuvor sprach er von sich selbst unter einem anderen Bild.
Er sagte: „Wer nicht zur Tür hineingeht in den Schafstall, sondern
steigt anderswo hinein, der ist ein Dieb und Räuber. Der aber zur
Tür hineingeht, der ist der Hirte der Schafe.“
Johannes 10,1.2
. Die
Pharisäer erkannten nicht, daß sich diese Worte gegen sie richteten.
Als sie noch darüber nachdachten, fügte Jesus hinzu: „Ich bin die
Tür; wenn jemand durch mich eingeht, der wird gerettet werden und
wird ein- und ausgehen und Weide finden. Ein Dieb kommt nur,
daß er stehle, würge und umbringe. Ich bin gekommen, daß sie das
Leben und volle Genüge haben sollen.“
Johannes 10,9.10
.
Christus ist die Tür zum Schafstall Gottes. Durch diese Tür ha-
ben von jeher seine Kinder Eingang gefunden. In Jesus — so wie
alle Vorbilder ihn zeigten, wie alle Sinnbilder ihn veranschaulichten,
wie die Offenbarungen der Propheten ihn darstellten, wie die den
Jüngern gegebenen Anweisungen sein Wesen enthüllten — sahen
sie „Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt“ (
Johannes 1,29
);
durch ihn sind sie in die Hürde seiner Gnade eingegangen. Viele
haben versucht, den Glauben der Welt auf etwas anderes zu grün-
den. Die verschiedensten Anschauungen und Lehrsysteme wurden
ersonnen, um den Menschen Rechtfertigung und Frieden mit Gott
zu vermitteln und sie auf ihre Weise zur Herde Gottes zu bringen.
Doch der einzige Weg in den „Schafstall Gottes“ führt über Christus,
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und alle, die etwas anderes an seine Stelle gesetzt haben, alle, die