Seite 547 - Das Leben Jesu (1973)

Basic HTML-Version

Zachäus
543
nicht auf Zinsen leihen noch Speise geben gegen Aufschlag.“
3.Mo-
se 25,35-37
. „So übervorteile nun keiner seinen Nächsten, sondern
fürchte dich vor deinem Gott; denn ich bin der Herr, euer Gott.“
3.Mose 25,17
. Diese Worte hatte Christus selbst gesprochen, als er
— in der Wolkensäule verhüllt — sein Volk führte; und das erste
Echo des Zachäus auf die Liebe Jesu zeigte sich im Erbarmen mit
den Armen und Leidenden.
Unter den Zöllnern herrschte ein geheimes Einverständnis, so
daß sie das Volk unterdrücken und sich gegenseitig in ihren betrüge-
rischen Handlungen unterstützen konnten. Bei ihren Erpressungen
führten sie nur aus, was schon eine fast allgemein übliche Sitte ge-
worden war. Sogar die Priester und Rabbis, die sonst verächtlich auf
die Zöllner herabschauten, bereicherten sich unter dem Deckmantel
ihres heiligen Amtes auf unehrliche Weise. Doch kaum hatte sich
Zachäus unter den Einfluß des Heiligen Geistes begeben, als er auch
schon von jedem unredlichen Handeln abließ.
Keine Reue ist echt, wenn sie nicht eine völlige Umkehr bewirkt.
Die Gerechtigkeit Christi ist kein Mäntelchen, um unbekannte und
nicht aufgegebene Sünden darunter zu verbergen; sie ist vielmehr
ein Lebensgrundsatz, der den Charakter umwandelt und das Ver-
halten prüft. Gerechtigkeit bedeutet völliges Aufgehen in Gott, die
umfassende Übergabe des Herzens und des Lebens an den Willen
Gottes.
Der Christ sollte in seinem Geschäftsgebaren der Welt zeigen,
wie unser Herr geschäftliche Unternehmen durchführen würde. Bei
jedem Geschäftsabschluß gilt es zu bekunden, daß Gott unser Lehrer
ist. Auf den Tagebüchern und Hauptbüchern, auf Urkunden, Quit-
tungen und Wechseln sollte „Heilig dem Herrn“ geschrieben stehen.
Wer vorgibt, ein Nachfolger Christi zu sein, in Wirklichkeit aber
unredlich handelt, legt ein falsches Zeugnis ab von dem heiligen, ge-
rechten und barmherzigen Wesen des Herrn. Jeder bekehrte Mensch
wird — wie Zachäus — den Eingang Christi in sein Herz dadurch
offenbaren, daß er allen ungerechten Handlungen entsagt, die sein
Leben bisher bestimmt haben. Gleich dem Obersten der Zöllner
[548]
wird er seine Aufrichtigkeit dadurch bezeugen, daß er das Unrecht
wiedergutmacht. Gott sagt: Wenn er aber sich bekehrt „von seiner
Sünde und übt Recht und Gerechtigkeit, indem er das Pfand zurück-
erstattet und ersetzt, was er geraubt hat, und lebt nach den Satzungen