Seite 549 - Das Leben Jesu (1973)

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Kapitel 62: Das Fest im Hause Simons
Auf der Grundlage von
Matthäus 26,6-13
;
Markus 14,3-11
;
Lukas
7,36-50
;
Johannes 11,55-57
;
Johannes 12,1-11
.
Auch Simon von Bethanien wurde als ein Jünger Jesu ange-
sehen. Er war einer der wenigen Pharisäer, die sich offen Christi
Nachfolgern anschlossen. Er hatte Jesus als Lehrer anerkannt und
hoffte, daß er der Messias wäre; doch als Heiland hatte er ihn nicht
angenommen. Sein Wesen war noch nicht umgestaltet, sein Denken
noch unverändert.
Jesus hatte ihn vom Aussatz geheilt und ihn dadurch für sich
gewonnen. Aus Dankbarkeit dafür gab Simon bei Jesu letztem Be-
such in Bethanien für ihn und seine Jünger ein großes Fest, bei dem
viele Juden versammelt waren. Gerade zu dieser Zeit herrschte in
Jerusalem große Erregung: Jesus und seine Sendung zogen größere
Aufmerksamkeit auf sich denn je zuvor. Die Besucher des Festes
beobachteten genau jeden seiner Schritte, und manche verfolgten
ihn gar mit feindseligen Blicken.
Sechs Tage vor dem Passahfest war der Heiland nach Bethanien
gekommen und seiner Gewohnheit gemäß im Haus des Lazarus
eingekehrt. Die Schar der Mitreisenden, die nach der Hauptstadt
weiterzog, verbreitete die Nachricht, daß er auf dem Wege nach
Jerusalem sei und den Sabbat über in Bethanien ruhe. Unter dem
Volk herrschte große Begeisterung. Viele strömten nach Bethanien,
manche ohne Mitgefühl für Jesus, andere wieder aus Neugier, um
den zu sehen, der von den Toten auferweckt worden war.
Sie erwarteten von Lazarus einen großartigen Bericht über seine
Erlebnisse nach dem Tode, und sie waren erstaunt, daß er nichts
erzählte. Er hatte ja auch nichts zu berichten; denn „die Toten ...
wissen nichts; ... sie haben kein Teil mehr auf der Welt an allem,
was unter der Sonne geschieht“.
Prediger 9,5.6
. Doch Lazarus gab
ein herrliches Zeugnis für das Wirken Christi; dafür war er von
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