Seite 55 - Das Leben Jesu (1973)

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„Wir haben seinen Stern gesehen“
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Joseph, der immer noch in Ägypten weilte, erhielt jetzt von einem
Engel Gottes die Aufforderung, nach Israel zurückzukehren. In der
Annahme, daß Jesus der Erbe des Thrones Davids sei, wollte er
erst Bethlehem zu seinem Wohnort machen; als er aber erfuhr, daß
Archelaus an seines Vaters Statt über Judäa regierte, fürchtete er, daß
nun der Sohn die Absichten des Vaters gegen Christus ausführen
könnte. Von allen Söhnen des Herodes glich Archelaus diesem in
seinem Wesen am meisten. Seine Thronbesteigung bereits war von
einem Aufruhr in Jerusalem und der Niedermetzelung Tausender
von Juden durch die römischen Wachen begleitet gewesen.
Abermals erhielt Joseph einen Zufluchtsort angewiesen. Er kehr-
te nach Nazareth zurück, seinem früheren Wohnsitz, wo Jesus dreißig
Jahre seines Lebens zubringen sollte, „auf daß erfüllt würde, was da
gesagt ist durch die Propheten: Er soll Nazarener heißen“.
Matthä-
us 2,23
. Galiläa stand ebenfalls unter der Herrschaft eines Sohnes
des Herodes, doch wies seine Bevölkerung einen viel größeren Ein-
schlag fremden Volkstums auf als Judäa, so daß rein jüdische Fragen
in Galiläa weniger Beachtung fanden als in Judäa. Das berechtigte
zu der Annahme, daß auch die Sonderstellung Jesu nicht so leicht
den Neid der maßgebenden Kreise erregen würde.
Derart war die Aufnahme, die der Heiland fand, als er zur Erde
kam. Kaum schien es einen Ruheort, eine Zufluchtsstätte für den
noch unmündigen Erlöser zu geben. Gott konnte seinen geliebten
Sohn nicht den Menschen anvertrauen, selbst nicht zu der Zeit, da er
sich um ihr Heil bemühte. Deshalb beauftragte er Engel damit, Jesus
zu geleiten und zu schützen, bis er seine Aufgabe auf Erden voll-
bracht hätte und durch die Hände derer, die zu retten er gekommen
war, sterben würde.
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