Seite 592 - Das Leben Jesu (1973)

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Das Leben Jesu
ihre Stadt und ihr Volk vernichtet würden. Ihre Herrlichkeit sollte
zerbrochen und wie Staub im Wind verstreut werden. Und wodurch
wurden die Juden verstreut? Durch den „Felsen“; er würde ihnen
Sicherheit gewährt haben, wenn sie auf ihn gebaut hätten. Weil sie
aber die Güte Gottes verachteten, seine Gerechtigkeit mit Füßen
traten und seine Gnade geringschätzten, machten sie sich selbst zu
Feinden Gottes. Nun wirkte all das, was zu ihrem Heil bestimmt war,
zu ihrer Vernichtung. Was Gott für ihr Leben vorgesehen hatte, diente
ihnen zum Tode. So zog die Kreuzigung Christi durch die Juden die
Zerstörung Jerusalems nach sich. Das auf Golgatha vergossene Blut
lastete auf ihnen wie ein Gewicht, das sie in dieser, und damit auch
in der künftigen Welt, in den Untergang zog. So müssen dereinst
am Jüngsten Tag alle, die Gottes Gnade verworfen haben, Gottes
Gericht über sich ergehen lassen. Dann wird Christus, ihr „Stein
des Anstoßes“, ihnen als ein Felsberg der Vergeltung erscheinen.
Die Herrlichkeit seines Angesichts wird für die Gerechten Leben
bedeuten, über die Bösen aber ein verzehrendes Feuer bringen. Der
Sünder wird vertilgt werden, weil er die Liebe zurückgewiesen und
die Gnade mißachtet hat.
In vielen Gleichnissen und wiederholten Warnungen wies Je-
sus die Juden darauf hin, welche Folgen es für sie hätte, wenn sie
den Sohn Gottes verwürfen. Seine Worte galten aber zugleich den
Menschen aller Zeitalter, die ihn nicht als Erlöser annehmen wollen.
Sie alle warnt er. Der entweihte Tempel, der ungehorsame Sohn,
die bösen Weingärtner und die hochmütigen Baumeister haben ihr
Gegenstück in der Erfahrung eines jeden Sünders. Solange er nicht
bereut, wird auch ihn das in diesen Gleichnissen vorausgesagte Ver-
derben treffen.
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