Seite 651 - Das Leben Jesu (1973)

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„Zu meinem Gedächtnis ...“
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lebendig zu erhalten.
Unmittelbar vor ihrem Auszug aus Ägypten aßen die Israeliten
stehend das Passahmahl, die Lenden umgürtet, mit dem Stab in
der Hand, bereit für ihre Wanderung.
2.Mose 12,11
. Die Art und
Weise, in der sie diese Anordnung durchführten, entsprach genau
ihrer Lage; denn ihnen stand bevor, Ägypten verlassen zu müssen
und eine mühevolle, schwierige Reise durch die Wüste zu beginnen.
Aber zu Christi Zeit hatte sich die Situation geändert. Da sollten
sie kein fremdes Land verlassen, denn die Juden waren Bewohner
eines eigenen Landes. Die Ruhe, die ihnen als Volk geschenkt war,
äußerte sich darin, daß die Menschen, die am Passah teilnahmen, in
ihrer Haltung völlig entspannt waren. Polster lagen um den Tisch
herum. Auf ihnen ruhten die Gäste. Sie stützten sich auf den linken
Arm und hatten die rechte Hand frei zum Essen. In dieser Stellung
konnte ein Gast sein Haupt auf die Brust dessen legen, der ihm am
nächsten saß. Und die Füße, die sich zum äußeren Ende des Lagers
hin ausstreckten, konnten von jemand gewaschen werden, der an der
Außenseite des Kreises herumging.
Christus sitzt schweigend an der Tafel, auf der das Passahmahl
aufgetragen worden ist. Die ungesäuerten Brote, die in der Passah-
zeit gegessen wurden, liegen vor ihm. Der unvergorene Passahwein
steht auf dem Tisch. Für Christus sind diese Dinge Sinnbilder für
sein eigenes makelloses Opfer. Nicht verdorben durch Gärung, dem
Sinnbild der Sünde und des Todes, weisen sie auf Jesus als „eines
unschuldigen und unbefleckten Lammes“ hin.
1.Petrus 1,19
.
„Und indem sie aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach‘s
und gab‘s ihnen und sprach: Nehmet; das ist mein Leib. Und nahm
den Kelch und dankte und gab ihnen den; und sie tranken alle daraus.
Und er sprach zu ihnen: Das ist mein Blut des neuen Testaments, das
für viele vergossen wird. Wahrlich, ich sage euch, daß ich hinfort
nicht trinken werde vom Gewächs des Weinstocks bis auf den Tag,
da ich‘s neu trinke in dem Reich Gottes.“
Markus 14,22-25
.
Judas, der Verräter, nahm an dieser heiligen Handlung teil. Er
empfing aus der Hand Jesu die Sinnbilder seines gebrochenen Lei-
bes und seines vergossenen Blutes. Er hörte die Worte: „Solches
tut zu meinem Gedächtnis.“
1.Korinther 11,23-26
. Obgleich er in
Jesu unmittelbarer Nähe saß, brütete der Verräter an seinen dunklen
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Absichten und nährte seine finsteren, rachsüchtigen Gedanken.