Seite 809 - Das Leben Jesu (1973)

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Noch einmal am See Genezareth
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Es war ein angenehmer Abend, und Petrus, der sich noch viel
von seiner einstigen Begeisterung für Boote und Fischfang bewahrt
hatte, machte den Vorschlag, auf den See hinauszufahren und die
Netze auszuwerfen. Alle waren sie mit seinem Plan einverstanden;
denn sie brauchten Nahrung und Kleidung, und der Erlös aus einem
erfolgreichen nächtlichen Fischzug würde ihnen dazu verhelfen.
So fuhren sie in ihrem Boot hinaus, doch sie fingen nichts. Sie
arbeiteten die ganze Nacht — ohne Erfolg. Während jener langen
Nachtstunden unterhielten sie sich über ihren abwesenden Herrn und
riefen sich die wunderbaren Ereignisse ins Gedächtnis zurück, die
sie in der Zeit seines öffentlichen Dienstes am See erlebt hatten. Sie
fragten sich, was die Zukunft ihnen bringen würde, und der Ausblick
auf die kommende Zeit machte sie traurig.
Die ganze Zeit über folgte ihnen vom Ufer aus ein einsamer
Beobachter mit seinen Blicken, während er selbst unsichtbar blieb.
Endlich dämmerte der Morgen. Das Boot war dem Ufer schon sehr
nahe gekommen, und jetzt sahen die Jünger einen Fremden am
Strand stehen, der sie mit den Worten ansprach: „Kinder, habt ihr
nichts zu essen?“ Als sie die Frage verneinten, sagte der Fremde
zu ihnen: „Werfet das Netz zur Rechten des Schiffs, so werdet ihr
finden. Da warfen sie und konnten‘s nicht mehr ziehen vor der
Menge der Fische.“
Johannes 21,5.6
.
Johannes aber erkannte den Fremden und rief Petrus zu: „Es ist
der Herr!“ Petrus war so übermütig und so voller Freude, daß er sich
ungeduldig gleich vom Boot aus ins Wasser warf und bald neben
seinem Herrn stand. Die anderen Jünger fuhren im Boot heran und
zogen das mit Fischen gefüllte Netz hinter sich her. „Als sie nun
ausstiegen auf das Land, sahen sie Kohlen gelegt und Fische darauf
und Brot.“
Johannes 21,7.9
.
Sie waren zu überrascht, um zu fragen, woher das Feuer und die
Speise stammten. Jesus sagte zu ihnen: „Bringet her von den Fischen,
die ihr jetzt gefangen habt!“
Johannes 21,10
. Da stürzte Petrus zu
dem Netz, das er hatte fallen lassen, und half seinen Brüdern, es
an Land zu ziehen. Nachdem sie diese Arbeit erledigt hatten und
alle Vorbereitungen getroffen waren, bat Jesus seine Jünger, mit ihm
zu speisen. Er brach das Brot und verteilte es unter sie und wurde
nunmehr von allen sieben erkannt und anerkannt. Das Wunder von
der Speisung der Fünftausend am Berghang kam ihnen auf einmal
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