Seite 98 - Das Leben Jesu (1973)

Basic HTML-Version

94
Das Leben Jesu
in Licht gehüllt, wie es stets den Thron Gottes umgibt. Sein nach
oben gewandtes Angesicht war verklärt, wie sie vor ihm noch keines
Menschen Antlitz gesehen hatten. Vom geöffneten Himmel herab
sprach eine Stimme: „Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich
Wohlgefallen habe.“
Matthäus 3,17
.
Diese bestätigenden Worte wurden denen, die diesem Ereignis
beiwohnten, gegeben, um ihren Glauben anzufachen und den Hei-
land für seine Aufgabe zu stärken. Ungeachtet der Sünden einer
schuldigen Welt, die auf Christus gelegt waren, ungeachtet auch
der Erniedrigung, die sündige, menschliche Natur angenommen zu
haben, nannte die Stimme vom Himmel ihn den Sohn des Ewigen.
Johannes war tief bewegt, als er sah, wie Jesus sich als Bittender
beugte und unter Tränen seinen Vater um ein Zeichen der Überein-
stimmung mit seinem Willen anflehte. Als die Herrlichkeit Gottes
ihn umgab und die Stimme vom Himmel zu hören war, da erkannte
Johannes das von Gott verheißene Zeichen. Jetzt war es ihm zur
Gewißheit geworden, daß er den Erlöser der Welt getauft hatte. Der
Heilige Geist ruhte auf ihm, und mit ausgestreckter Hand auf Je-
sus zeigend, rief er: „Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt
Sünde trägt!“
Johannes 1,29
.
Keiner der Zuhörer — auch nicht Johannes — begriff die wahre
Bedeutung der Worte „das Lamm Gottes“. Auf dem Berge Morija
hatte Abraham die Frage seines Sohnes gehört: „Mein Vater ... wo
ist aber das Schaf zum Brandopfer?“ Der Vater hatte geantwortet:
„Mein Sohn, Gott wird sich ersehen ein Schaf zum Brandopfer.“
1.Mose 22,7.8
. Und in dem Widder, den Gott an Stelle Isaaks sandte,
sah Abraham ein Sinnbild dessen, der für die Sünden der Menschen
sterben sollte. In diesem Bilde sprach auch Jesaja durch den Heiligen
Geist von Christus: „Als er gemartert ward, litt er doch willig und tat
seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt
wird; und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer ... der
Herr warf unser aller Sünde auf ihn.“
Jesaja 53,7.6
.
Aber das Volk Israel hatte die Lehre nicht verstanden. Viele be-
trachteten die Sühnopfer nicht anders als die Heiden ihre Opfer;
nämlich als Gaben, durch die sie selbst die Gottheit versöhnen könn-
ten. Doch der Herr wollte die Israeliten lehren, daß nur seine eigene
Liebe es ist, die sie mit ihm versöhnen kann.
[96]