Seite 107 - Der gro

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Hus und Hieronymus
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Gott erleuchtete den Verstand dieser auserwählten Männer und
offenbarte ihnen viele der Irrtümer Roms; doch sie empfingen nicht
alles Licht, das der Welt gegeben werden sollte. Durch diese seine
Diener führte Gott seine Kinder aus der Finsternis der römischen
Kirche. Weil es jedoch viele und große Hindernisse zu überwinden
gab, führte er sie Schritt für Schritt, wie sie es bewältigen konnten.
Sie waren nicht vorbereitet, alles Licht auf einmal zu empfangen.
Wie der volle Glanz der Mittagssonne solche, die lange im Dunkeln
waren, blendet, so würden sie sich auch von diesem Licht abgewandt
haben, falls es ihnen sogleich in seiner Fülle gestrahlt hätte. Deshalb
offenbarte Gott es den Führern nach und nach, wie das Volk das
Licht aufzunehmen in der Lage war. Von Jahrhundert zu Jahrhun-
dert sollten immer wieder andere treue Verkünder des Evangeliums
folgen, um das Volk auf dem Pfad der geistlichen Erneuerung wei-
terzuführen.
Die Spaltung in der Kirche dauerte an. (Siehe Anm. 023) Drei
Päpste stritten um die Oberherrschaft, und ihre Kämpfe erfüllten die
Christenheit mit Verbrechen und Aufruhr. Nicht damit zufrieden, ihre
Bannstrahlen zu schleudern, griffen sie auch zu weltlichen Mitteln.
Jeder trachtete danach, Waffen zu kaufen und Söldner zu werben.
Natürlich mußte Geld herbeigeschafft werden, und um dieses zu
erlangen, wurden alle Gaben, Ämter und Segnungen der Kirche
zum Verkauf angeboten. (Siehe Anm. 024) Desgleichen nahmen
die Priester, dem Beispiel ihrer Vorgesetzten folgend, ihre Zuflucht
zur Simonie und zum Krieg, um ihre Rivalen zu demütigen und
ihre eigene Macht zu stärken. Mit täglich wachsender Kühnheit
donnerte Hus gegen die Greuel, die im Namen der Religion geduldet
wurden; und das Volk klagte öffentlich die römischen Oberhäupter
als Ursache des Elends an, das die Christenheit überflutete.
Wiederum schien Prag an der Schwelle eines blutigen Kampfes
zu stehen. Wie in früherer Zeit wurde der Diener Gottes angeklagt,
der zu sein, „der Israel verwirrt“.
1.Könige 18,17
. Die Stadt wurde
abermals in den Bann getan, und Hus zog sich in seine heimatliche
Umgebung zurück. Die Zeit, da er in seiner geliebten Betlehemska-
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pelle so treulich Zeugnis abgelegt hatte, war zu Ende; er sollte von
einer größeren Bühne herab zu der ganzen Christenheit reden, ehe
er sein Leben als Zeuge für die Wahrheit dahingab.