Seite 122 - Der gro

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Der große Kampf
stolzen Assyrer zerstörte, hatte abermals seine Hand ausgestreckt,
die Macht der Gegner zu verderben. „Da fürchten sie sich aber, wo
nichts zu fürchten ist; denn Gott zerstreut die Gebeine derer, die dich
belagern, Du machst sie zu Schanden; denn Gott verschmäht sie.“
Psalm 53,6
.
Als schließlich die päpstlichen Führer am Widerstand der Hussi-
ten zu verzweifeln drohten, hielten sie sich an den Verhandlungsweg,
und es kam ein Vergleich zustande, der, während er scheinbar den
Böhmen Gewissensfreiheit gewährte, sie eigentlich in die Gewalt
Roms verriet. Die Böhmen hatten vier Punkte als Bedingung eines
Friedens mit Rom angegeben: freie Predigt des göttlichen Wortes;
die Berechtigung der ganzen Gemeinde zum Brot und Wein beim
Abendmahl und den Gebrauch der Muttersprache beim Gottesdienst;
den Ausschluß der Geistlichkeit von allen weltlichen Ämtern und
weltlicher Gewalt; und bei Vergehen gegen das Gesetz die gleiche
Gerichtsbarkeit bürgerlicher Gerichtshöfe über Geistliche und Laien.
Die päpstlichen Machthaber kamen „schließlich dahin überein, die
vier Artikel der Hussiten anzunehmen; aber das Recht ihrer Aus-
legung, also die Bestimmung ihrer genauen Bedeutung sollte dem
Konzil — mit andern Worten dem Papst und dem Kaiser — zuste-
hen“
Auf dieser Grundlage wurde eine Übereinkunft geschlossen,
und Rom gewann durch Hinterlist und Betrug, was es durch Waf-
fengewalt vergebens zu erlangen gesucht hatte; denn indem es die
hussitischen Artikel, (Siehe Anm. 028) wie auch die Bibel, auf seine
Weise auslegte, konnte es ihren Sinn verdrehen und dabei an seinen
eigenen Absichten festhalten.
Viele Böhmen konnten, weil sie sahen, daß dadurch ihre Frei-
heit verraten wurde, dem Vertrag nicht zustimmen. Es entstanden
Uneinigkeit und Spaltungen, die unter ihnen selbst zu Streit und
Blutvergießen führten. In diesem Kampf fiel der edle Prokop, und
die Freiheit Böhmens ging unter.
Sigismund, der Verräter des Hus und des Hieronymus, wurde
nun König von Böhmen, und ohne Rücksicht auf seinen Eid, die
Rechte der Böhmen zu unterstützen, begann er, das Papsttum wie-
dereinzuführen. Durch seine Willfährigkeit gegenüber Rom hatte er
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Wylie, ebd., 3.Buch, Kapitel 18; Czerwenka, „Geschichte der evangelischen Kirche
in Böhmen“, Bd. I, 197