Seite 220 - Der gro

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Der große Kampf
nachdem er sich vom Papst entfernt und ganz Christus hingegeben
hatte“
Während Faber fortfuhr, das Licht unter seinen Schülern aus-
zubreiten, trat Farel, der im Werke Christi ebenso eifrig wirkte wie
ehedem in jenem des Papstes, öffentlich auf, um die Wahrheit zu
verkündigen. Ein Würdenträger der Kirche, der Bischof von Meaux,
schloß sich ihnen bald darauf an; andere Lehrer, die wegen ihrer
Fähigkeiten und ihrer Gelehrsamkeit hohes Ansehen genossen, ver-
einten sich mit ihnen in der Verkündigung des Evangeliums, das
Anhänger unter allen Ständen gewann, von der Wohnung des Hand-
werkers und des Bauern an bis zum Palast des Königs. Die Schwe-
ster Franz I., der damals auf dem Thron saß, nahm den reformierten
Glauben an. Der König und die Königinmutter schienen ihm eine
Zeitlang wohlwollend gegenüberzustehen, und mit großen Hoffnun-
gen sahen die Reformatoren der Zeit entgegen, da Frankreich für
das Evangelium gewonnen wäre.
Doch ihre Hoffnungen sollten sich nicht erfüllen. Prüfungen und
Verfolgungen erwarteten die Jünger Christi, obgleich sie vor ihren
Augen gnädig verhüllt waren. Eine Zeit des Friedens trat ein, auf
daß sie Kraft gewönnen, dem Sturm zu begegnen. Die Reformation
machte rasche Fortschritte. Der Bischof von Meaux bemühte sich
eifrig in seiner Diözese, sowohl die Geistlichen als auch das Volk zu
unterweisen. Ungebildete und unsittliche Priester wurden entlassen
und soweit als möglich durch fromme und gebildete Männer ersetzt.
Der Bischof wünschte sehr, seine Leute möchten selbst Zugang zum
Worte Gottes haben, und dies wurde bald erreicht. Faber nahm die
Übersetzung des Neuen Testaments in Angriff, und gerade zur selben
Zeit, als Luthers deutsche Bibel in Wittenberg die Presse verließ,
wurde in Meaux das französische Neue Testament veröffentlicht.
Der Bischof sparte weder Mühe noch Ausgaben, um es in seinen
Pfarreien zu verbreiten, und bald waren die Bauern von Meaux im
Besitz der Heiligen Schrift.
Wie der vor Durst verschmachtende Wanderer mit Freuden ei-
ne sprudelnde Wasserquelle begrüßt, so nahmen diese Seelen die
Botschaft des Himmels auf. Die Arbeiter auf dem Felde und die
Handwerker in ihren Werkstätten erleichterten sich die tägliche Ar-
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D‘Aubigné, ebd., 12.Buch, 3.Abschnitt, 295