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Die Reformation in Frankreich
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das wird eure Weisheit und Verstand sein bei allen Völkern, wenn
sie hören werden alle diese Gebote, daß sie müssen sagen: Ei, welch
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weise und verständige Leute sind das und ein herrlich Volk!“
5.Mose
4,6
.
Als Frankreich die Gabe des Himmels verwarf, säte es den Sa-
men der Gesetzlosigkeit und des Verderbens; und die unausbleibliche
Entwicklung von Ursache und Wirkung gipfelte in der Revolution
und der Schreckensherrschaft.
Schon lange vor der durch jene Plakate heraufbeschworenen Ver-
folgung hatte sich der kühne und eifrige Farel gezwungen gesehen,
aus seinem Vaterland zu fliehen. Er begab sich in die Schweiz, trug
durch sein Wirken, Zwinglis Werk unterstützend, dazu bei, den Aus-
schlag zugunsten der Reformation zu geben. Seine späteren Jahre
verbrachte er hier, fuhr jedoch fort, einen entschiedenen Einfluß auf
die Reformation in Frankreich auszuüben. Während der ersten Jahre
seiner freiwilligen Verbannung waren seine Bemühungen ganz be-
sonders auf die Ausbreitung der Reformation in seinem Geburtsland
gerichtet. Er verwandte viel Zeit auf die Predigt des Evangeliums
unter seinen Landsleuten nahe der Grenze, wo er mit unermüdlicher
Wachsamkeit den Kampf verfolgte und mit ermutigenden Worten
und Ratschlägen half. Mit Hilfe anderer Verbannter wurden die
Schriften der deutschen Reformatoren ins Französische übersetzt
und zusammen mit der französischen Bibel in großen Auflagen ge-
druckt. Wandernde Buchhändler verkauften diese Werke in ganz
Frankreich, und da sie ihnen zu niedrigen Preisen geliefert wurden,
ermöglichte es ihnen der Gewinn aus dieser Arbeit, diese Aufgabe
fortzusetzen.
Farel trat seine Arbeit in der Schweiz unter dem bescheidenen
Gewande eines Schullehrers an. Auf einem abgeschiedenen Kirch-
spiel widmete er sich der Erziehung der Kinder. Außer den gewöhn-
lichen Lehrfächern führte er vorsichtig die Wahrheiten der Bibel
ein und hoffte, durch die Kinder die Eltern zu erreichen. Etliche
glaubten; aber die Priester traten dazwischen, um das Werk Christi
aufzuhalten, und die abergläubischen Landleute wurden aufgehetzt,
sich ihm zu widersetzen. Das könne nicht das Evangelium Chri-
sti sein, betonten die Priester, wenn dessen Predigt keinen Frieden,
sondern Krieg bringe. Gleich den ersten Jüngern floh Farel, wenn
er in einer Stadt verfolgt wurde, in eine andere, wanderte von Dorf