Seite 236 - Der gro

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Der große Kampf
der von diesen Zeugen für Christus ausgestandenen Qualen sind zu
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schauerlich, um angeführt zu werden; doch die Opfer wurden nicht
schwankend. Als man auf sie eindrang, zu widerrufen, antwortete
einer der Märtyrer: „Ich glaube nur, was die Propheten und Apostel
ehemals gepredigt haben und was die ganze Gemeinschaft der Hei-
ligen geglaubt hat. Mein Glaube setzt seine Zuversicht auf Gott und
wird aller Gewalt der Hölle widerstehen.
Immer wieder hielt die Prozession an den Marterstätten an. Nach-
dem sie zu ihrem Ausgangspunkt, dem königlichen Palast, zurück-
gekehrt war, verlief sich die Menge, und der König und die Prälaten
zogen sich, mit den Vorgängen des Tages zufrieden, zurück und be-
glückwünschten sich in der Hoffnung, daß das eben begonnene Werk
bis zur gänzlichen Ausrottung der Ketzerei erfolgreich fortgesetzt
werden könnte.
Das Evangelium des Friedens, das Frankreich verworfen hatte,
war nur zu sicher ausgewurzelt worden, und schrecklich sollten die
Folgen sein. Am 21. Januar 1793, 258 Jahre nach jenen Tagen der
Verfolgung der Reformation in Frankreich, zog ein anderer Zug mit
einem ganz anderen Zweck durch die Straßen von Paris. „Abermals
war der König die Hauptperson, abermals erhoben sich Tumult und
Lärm; wiederum wurde der Ruf nach mehr Opfern laut; aufs neue
gab es schwarze Schafotte, und nochmals wurden die Auftritte des
Tages mit schrecklichen Hinrichtungen beschlossen. Ludwig XVI.,
der sich den Händen seiner Kerkermeister und Henker zu entwinden
strebte, wurde auf den Henkerblock geschleppt und hier mit Gewalt
gehalten, bis das Beil gefallen war und sein abgeschlagenes Haupt
auf das Schafott rollte.
Doch der König war nicht das einzige
Opfer; nahe an der gleichen Stätte kamen während der blutigen Tage
der Schreckensherrschaft 2800 Menschen durch die Guillotine ums
Leben.
Die Reformation hatte der Welt eine allen zugängliche Bibel
angeboten, indem sie das Gesetz Gottes aufschloß und seine Ansprü-
che auf das Gewissen des Volkes geltend machte. Die unendliche
Liebe hatte den Menschen die Grundsätze und Ordnungen des Him-
mels entfaltet. Gott hatte gesagt: „So behaltet‘s nun und tut es. Denn
1
D‘Aubigné, 4.Buch, Kapitel 12
1
Wylie, 13.Buch, Kapitel 21