Seite 247 - Der gro

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Die Niederlande und Skandinavien
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Hause Gottesdienst gehalten zu haben. Als der jüngste Sohn über
ihre geheimen Gewohnheiten befragt wurde, antwortete er: „Wir fal-
len auf unsere Knie und beten, daß Gott unsere Gemüter erleuchten
und unsere Sünden verzeihen wolle. Wir beten für unseren Landes-
fürsten, daß seine Regierung gedeihlich und sein Leben glücklich
sein möge. Wir beten für unsere Stadtbehörde, daß Gott sie erhalten
wolle.
Etliche Richter waren tief bewegt, dennoch wurden der
Vater und einer seiner Söhne zum Scheiterhaufen verurteilt.
Der Wut der Verfolger stand der Glaubensmut der Märtyrer nicht
nach. Nicht nur Männer, sondern auch zarte Frauen und junge Mäd-
chen legten einen unerschütterlichen Mut an den Tag. „Frauen stell-
ten sich neben den Marterpfahl ihrer Gatten, und während diese das
Feuer erduldeten, flüsterten sie ihnen Worte des Trostes zu oder
sangen Psalmen, um sie aufzumuntern.“ — „Jungfrauen legten sich
lebendig in ihr Grab, als ob sie das Schlafgemach zur nächtlichen
Ruhe beträten, oder sie gingen in ihren besten Gewändern auf das
Schafott oder in den Feuertod, als ob sie zur Hochzeit gingen.
Wie in den Tagen, da das Heidentum das Evangelium zu ver-
nichten suchte, wirkte das Blut der Christen als ein Same
Die
Verfolgung ließ die Zahl der Wahrheitszeugen wachsen. Jahr für
Jahr betrieb der durch die unbesiegbare Entschlossenheit des Vol-
kes zur Wut gereizte Monarch sein grausames Werk, ohne sein Ziel
zu erreichen. Der Aufstand unter dem edlen Prinzen Wilhelm von
Oranien brachte Holland schließlich die Freiheit, Gott zu dienen.
Auf den Bergen von Piemont, in den Ebenen Frankreichs und
an den Küsten Hollands war der Fortschritt des Evangeliums durch
das Blut seiner Jünger gekennzeichnet; aber in den Ländern des
Nordens fand das Evangelium friedlichen Eingang. Wittenbergische
Studenten brachten bei der Rückkehr in ihre Heimat den evangeli-
schen Glauben nach Skandinavien; auch durch die Veröffentlichung
von Luthers Schriften wurde das Licht ausgebreitet. Das einfache,
abgehärtete Volk des Nordens wandte sich von der Verderbnis, dem
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pomphaften Gepränge und dem finsteren Aberglauben Roms ab, um
Reinheit, Schlichtheit sowie die lebenspendenden Wahrheiten der
Bibel willkommen zu heißen.
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Wylie, „History of Protestantismus“, 18.Buch, Kapitel 6
1
Wylie, „History of Protestantism“, 18.Buch, Kapitel 6
1
Tertullian, „Apologeticum“, Kapitel 50