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Der große Kampf
Tausen, der Reformator Dänemarks, war der Sohn eines Land-
mannes. Frühzeitig gab der Knabe Beweise eines scharfen Verstan-
des. Ihn verlangte nach einer ordentlichen Ausbildung, die ihm aber
die beschränkten Verhältnisse seiner Eltern nicht erlaubten. Deshalb
trat er in ein Kloster ein. Hier gewannen ihm die Lauterkeit seines
Lebens sowie sein Fleiß und seine Treue die Gunst seines Vorgesetz-
ten. Eine Prüfung zeige, daß er Gaben besaß, die der Kirche für die
Zukunft gute Dienste versprachen. Man beschloß, ihn an einer deut-
schen oder niederländischen Universität studieren zu lassen. Dem
jungen Studenten gestattete man, sich seine Universität selbst zu
wählen, jedoch unter dem Vorbehalt nicht nach Wittenberg zu gehen.
Er, der sich für den Dienst in der Kirche vorbereitete, sollte nicht
durch das Gift der Ketzerei gefährdet werden, sagten die Mönche.
Tausen ging nach Köln, das damals wie auch heute noch eine
Hochburg des Katholizismus war. Hier widerte ihn bald der My-
stizismus der Schulgelehrten an. Etwa um diese Zeit kam er zum
ersten Mal in den Besitz von Luthers Schriften. Er laß sie mit Freude
und Erstaunen und wünschte sehnlich, den persönlichen Unterricht
des Reformators zu genießen. Um dies zu ermöglichen, mußte er
sich der Gefahr aussetzen, seinen klösterlichen Oberen zu beleidigen
und seine Unterstützung zu verwirken. Sein Entschluß war bald
gefaßt, und nicht lange danach wurde er in Wittenberg als Student
eingetragen.
Bei seiner Rückkehr nach Dänemark begab er sich wieder in
sein Kloster. Keiner verdächtigte ihn des Luthertums; er behielt sein
Geheimnis für sich, bemühte sich aber, ohne das Vorurteil seiner
Gefährten zu erregen, sie zu einem reineren Glauben und heiligeren
Leben zu führen. Er erschloß ihnen die Bibel, erklärte deren wahren
Sinn und predigte schließlich offen Christus als des Sünders Ge-
rechtigkeit und einzige Hoffnung zur Seligkeit. Gewaltig war der
Zorn des Priors, der große Hoffnungen auf ihn als tapferen Vertei-
diger Roms gesetzt hatte. Tausen wurde ohne weiteres nach einem
anderen Kloster versetzt und unter strenger Aufsicht auf seine Zelle
beschränkt.
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Zum Schrecken seiner neuen Hüter bekannten sich bald mehrere
der Mönche zum Protestantismus. Durch das Gitter seiner Zelle
hindurch sprechend, hatte Tausen seine Gefährten zur Erkenntnis
der Wahrheit gebracht. Wären diese dänischen Väter mit der Art