Seite 257 - Der gro

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Spätere englische Reformatoren
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geringerer Jünger ihr Leben auf dem Scheiterhaufen hin. Aber aus
dem brennenden Scheiterhaufen Wisharts ging einer hervor, den
die Flammen nicht zum Schweigen bringen sollten, einer, dem mit
Gottes Beistand bestimmt war, dem Papsttum in Schottland die Ster-
beglocke zu läuten.
John Knox hatte sich von den Überlieferungen und dem Wunder-
glauben der Kirche abgewandt, um von den Wahrheiten des Wortes
Gottes zu leben. Wisharts Lehren hatten seinen Entschluß bestärkt,
die Gemeinschaft Roms zu verlassen und sich den verfolgten Refor-
matoren anzuschließen.
Von seinen Gefährten gebeten, das Amt eines Predigers anzu-
nehmen, schreckte er zaghaft vor dessen Verantwortung zurück. In
der Abgeschiedenheit rang er tagelang mit sich selbst, ehe er einwil-
ligte. Nachdem er diese Stellung einmal angenommen hatte, drängte
er mit unbeugsamer Entschlossenheit und unverzagtem Mut vor-
wärts, solange er lebte. Dieser unerschrockene Reformator fürchtete
keine Menschen. Die Feuer des Märtyrertums, die um ihn herum
aufloderten, dienten nur dazu, seinen Eifer um so mehr anzufachen.
Ungeachtet des drohend über seinem Haupte schwebenden Hen-
kersbeils des Tyrannen behauptete er seine Stellung und teilte nach
rechts und nach links kräftige Schläge aus, um den Götzendienst zu
zertrümmern.
Als er der Königin von Schottland, in deren Gegenwart der Eifer
vieler führender protestantischer Männer abgenommen hatte, gegen-
übertrat, zeugte John Knox unerschütterlich für die Wahrheit. Er
war nicht durch Schmeicheleien zu gewinnen; er verzagte nicht vor
Drohungen. Die Königin beschuldigte ihn der Ketzerei. Sie erklärte,
er habe das Volk verleitet, eine vom Staat verbotene Religion anzu-
nehmen und damit Gottes Gebot, das den Untertanen befehle, ihren
Fürsten zu gehorchen, übertreten. Knox antwortete fest:
„Da die richtige Religion weder ihren Ursprung noch ihre Au-
torität von weltlichen Fürsten, sondern von dem ewigen Gott allein
erhielt, so sind die Untertanen nicht gezwungen, ihren Glauben nach
dem Geschmack ihrer Fürsten zu richten. Denn oft kommt es vor,
daß die Fürsten vor allen andern in der wahren Religion am allerun-
wissendsten sind ... Hätte aller Same Abrahams die Religion Pharaos
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angenommen, dessen Untertanen sie lange waren, welche Religi-
on, ich bitte Sie, Madame, würde dann in der Welt gewesen sein?