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Spätere englische Reformatoren
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Wesley und seine Mitarbeiter kamen zu der Einsicht, daß die
wahre Religion im Herzen wohnt, und daß sich das Gesetz Gottes
sowohl auf die Gedanken als auch auf die Worte und Handlungen
erstreckt. Von der Notwendigkeit eines heiligen Herzens und eines
rechten Wandels überzeugt, trachteten sie jetzt ernstlich nach einem
neuen Leben. Durch Fleiß und Gebet versuchten sie, das Böse ih-
res natürlichen Herzens zu überwinden. Sie lebten ein Leben der
Selbstverleugnung, Liebe und Demut und beachteten streng und ge-
nau jede Maßregel, die ihnen zur Erfüllung ihres größten Wunsches
— jene Heiligkeit zu erlangen, welche die Huld Gottes verschaf-
fen kann — dienlich schien. Aber sie erreichten das vorgesteckte
Ziel nicht. Vergebens waren ihre Bemühungen, sich von der Ver-
dammnis der Sünde zu befreien oder deren Macht zu brechen. Es
war das gleiche Ringen, das auch Luther in seiner Zelle in Erfurt
durchzustehen hatte, es war die gleiche Frage, die auch seine Seele
gemartert hatte: „Wie mag ein Mensch gerecht sein bei Gott?“
Hiob
9,2 (Parallelbibel)
.
Das auf den Altären des Protestantismus nahezu ausgelöschte
Feuer der göttlichen Wahrheit sollte von der alten Fackel, die die
böhmischen Christen brennend erhalten hatten, wieder angezündet
werden. Nach der Reformation war der Protestantismus in Böhmen
von den römischen Horden niedergetreten worden. Alle, die der
Wahrheit nicht entsagen wollten, wurden zur Flucht gezwungen.
Etliche von diesen fanden eine Zuflucht in Sachsen, wo sie den alten
Glauben aufrechterhielten. Über die Nachkommen dieser Christen
gelangte das Licht zu Wesley und seinen Gefährten.
Nachdem John und Charles Wesley zum Predigtamt eingesegnet
worden waren, wurden sie mit einem Missionsauftrag nach Ame-
rika gesandt. An Bord des Schiffes befand sich eine Gesellschaft
mährischer Brüder. Während der Überfahrt gab es heftige Stürme
und als John Wesley den Tod vor Augen sah, fühlte er, daß er nicht
die Gewißheit des Friedens mit Gott hatte. Die mährischen Brüder
hingegen bekundeten eine Ruhe und ein Vertrauen, die ihm fremd
waren.
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Er sagte: „Ich hatte lange zuvor den großen Ernst in ihrem Be-
nehmen beobachtet. Sie hatten beständig ihre Demut an den Tag
gelegt, indem sie für die andern Reisenden niedrige Dienstleistungen
verrichteten, deren sich keiner der Engländer unterziehen wollte. Sie