Seite 260 - Der gro

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Der große Kampf
derbelebung des Werkes Gottes wünschten, als Segen erwiesen;
seine „Ewige Ruhe der Heiligen“ hat insofern Erfolg gehabt, als
diese Schrift Seelen zu der Ruhe führte, die noch für das Volk Gottes
vorhanden ist.
Hundert Jahre später erschienen zu einer Zeit großer Finsternis
Whitefield und die Gebrüder Wesley als Lichtträger für Gott. Un-
ter der Herrschaft der Staatskirche war das Volk einem religiösen
Verfall ausgeliefert, der sich vom Heidentum nur wenig unterschied.
Eine Naturreligion erwies sich als das bevorzugte Studiengebiet der
Geistlichkeit und schloß auch den größten Teil ihrer Theologie ein.
Die höheren Klassen verspotteten die Frömmigkeit und brüsteten
sich damit, über solche Schwärmereien, wie sie es nannten, erhaben
zu sein. Die niederen Stände waren in großer Unwissenheit befangen
und dem Laster ergeben, während die Kirche weder den Mut noch
den Glauben aufbrachte, die in Verfall geratene Sache der Wahrheit
länger zu unterstützen.
Die von Luther so klar und eindeutig gelehrte große Wahrheit
von der Rechtfertigung durch den Glauben war nahezu völlig aus
den Augen verloren worden, während der römische Grundsatz, daß
die Seligkeit durch gute Werke erlangt werde, deren Stelle einge-
nommen hatte. Whitefield und die beiden Wesleys, die Glieder der
Landeskirche waren, suchten aufrichtig nach der Gnade Gottes, die,
wie man sie gelehrt hatte, durch ein tugendhaftes Leben und durch
die Beachtung der religiösen Verordnungen erlangt werden konnte.
Als Charles Wesley einst erkrankte und seinen Tod erwartete,
wurde er gefragt, worauf er seine Hoffnung auf ein ewiges Leben
stütze. Seine Antwort lautete: „Ich habe mich nach Kräften bemüht,
Gott zu dienen.“ Als der Freund, der ihm die Frage gestellt hatte,
mit seiner Antwort nicht völlig zufrieden zu sein schien, dachte
Wesley: „Sind meine Bemühungen nicht ein genügender Grund der
Hoffnung? Würde er mir diese rauben, so hätte ich nichts anderes,
worauf ich vertrauen könnte.
Derart dicht war die Finsternis, die
sich auf die Kirche gesenkt hatte, welche die Versöhnung verbarg,
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Christus seiner Ehre beraubte, und den Geist der Menschen von der
einzigen Hoffnung auf die Seligkeit, dem Blute des gekreuzigten
Erlöser, abwandte.
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Whitehead, „Life of the Rev. Charles Wesley“ 102