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Der große Kampf
hatten dafür keine Bezahlung verlangt, sondern sie ausgeschlagen,
indem sie sagten, es wäre gut für ihre stolzen Herzen, und ihr Hei-
land hätte noch mehr für sie getan. Jeder Tag hatte ihnen Gelegenheit
geboten, eine Sanftmut zu zeigen, die keine Beleidigung beseitigen
konnte. Wurden sie gestoßen, geschlagen oder niedergeworfen, so
erhoben sie sich wieder und gingen weg; aber keine Klage wurde in
ihrem Munde gefunden. Jetzt sollten sie geprüft werden, ob sie von
dem Geist der Furcht ebenso frei waren wie von dem des Stolzes,
des Zornes und der Rachsucht. Während sie gerade einen Psalm
sangen mit dem ihr Gottesdienst begann, brach eine Sturzwelle her-
ein, riß das große Segel in Stücke, bedeckte das Schiff und ergoß
sich zwischen die Decks, so daß es schien, als ob die große Tiefe
uns bereits verschlungen hätte. Unter den Engländern erhob sich
ein furchtbares Angstgeschrei. Die Brüder aber sangen ruhig weiter.
Ich fragte nachher einen von ihnen: ‚Waren Sie nicht erschrocken¿.
Er antwortete: ‚Gott sei Dank nicht.‘ ‚Aber‘, sagte ich, ‚waren ihre
Weiber und ihre Kinder nicht erschrocken¿. Er erwiderte mild: ‚Nein
unsere Weiber und Kinder fürchten sich nicht, zu sterben.‘
Nach der Ankunft in Savannah weilte Wesley kurze Zeit bei den
mährischen Brüdern und war tief beeindruckt von ihrem christlichen
Verhalten. Über einen ihrer Gottesdienste, die in auffallendem Ge-
gensatz zu dem leblosen Formenwesen der anglikanischen Kirche
standen, schrieb er: „Sowohl die große Einfachheit als auch die Fei-
erlichkeit des Ganzen ließen mich die dazwischenliegenden 1700
Jahre beinahe vergessen und versetzten mich in eine Versammlung
wo Form und Staat nicht galten, sondern wo Paulus, der Zeltmacher,
oder Petrus, der Fischer, unter Bekundung des Geistes und der Kraft
den Vorsitz hatten.
Auf seiner Rückreise nach England gelangte Wesley unter der
Belehrung eines mährischen Predigers zu einem klareren Verständ-
nis des biblischen Glaubens. Er ließ sich überzeugen, daß sein See-
lenheil nicht von seinen eigenen Werken abhängt, sondern daß er
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einzig auf „Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt“, vertrauen
müsse. Auf einer in London tagenden Versammlung der mährischen
Brüder wurde eine Schrift Luthers vorgelesen (Luthers Vorrede zum
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Whitehead, „Life of the Rev. John Wesley“ 10ff.
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Whitehead, „Life of the Rev. John Wesley“ 10 ff.