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Die Bibel und die Französische Revolution
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Das unglückliche Frankreich heimste eine blutige Ernte der aus-
gestreuten Saat ein. Schrecklich waren die Folgen seiner Unterwer-
fung unter die beherrschende Macht Roms. Wo Frankreich unter
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dem Einfluß Roms beim Beginn der Reformation den ersten Schei-
terhaufen errichtet hatte, stellte die Revolution ihre erste Guillotine
auf. An derselben Stätte, wo die ersten Märtyrer des protestantischen
Glaubens im 16.Jahrhundert verbrannt wurden, fielen die ersten Op-
fer der Revolution im 18.Jahrhundert unter der Guillotine. Indem
Frankreich das Evangelium verwarf, das ihm Heilung hätte bringen
können, öffnete es dem Unglauben und dem Verderben die Tür. Als
das Volk die Schranken des Gesetzes Gottes niedergeworfen hatte,
stellte es sich heraus, daß die menschlichen Gesetze unzulänglich
waren, um die mächtige Flut menschlicher Leidenschaften zu hem-
men, und im Lande herrschten Empörung und Gesetzlosigkeit. Der
Krieg gegen die Bibel eröffnete eine Zeitperiode, die in die Weltge-
schichte als „die Schreckensherrschaft“ eingegangen ist. Friede und
Glück waren aus den Wohnungen und den Herzen der Menschen
verbannt. Keiner war sicher. Wer heute triumphierte, wurde morgen
verdächtigt und verdammt. Gewalt und Wollust führten unbestritten
das Zepter.
Der König, die Geistlichkeit und der Adel waren genötigt, sich
der Grausamkeit eines erregten und sich wie toll gebärdenden Volkes
zu fügen. Der Rachedurst wurde durch die Hinrichtung des Königs
nur noch stärker, und die seinen Tod bestimmt hatten, folgten ihm
bald aufs Schafott. Man beschloß eine allgemeine Niedermetzelung
aller, die verdächtig waren, der Revolution feindlich gesonnen zu
sein. Die Gefängnisse waren überfüllt und bargen zu einer Zeit mehr
als 200.000 Häftlinge. In den Städten des Königreichs spielten sich
die furchtbarsten Schreckensszenen ab. Die revolutionären Parteien
bekämpften sich gegenseitig. Frankreich wurde zu einem ungeheu-
ren Schlachtfeld streitender Volksmassen, die sich von der Wut ihrer
Leidenschaften beherrschen ließen. „In Paris folgte ein Aufstand
dem andern, und die Bürger waren in viele Parteien zersplittert, die
es auf nichts anderes als auf ihre gegenseitige Ausrottung abge-
sehen zu haben schienen.“ Zu dem allgemeinen Elend kam noch
hinzu, daß die Nation in einen langen, verheerenden Krieg mit den
europäischen Großmächten verwickelt wurde.