Seite 301 - Der gro

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Ein Zufluchtsort
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gewissen Stufe gelangt sind und nicht weitergehen wollen, als die
Werkzeuge ihrer Erneuerungsbewegung gegangen sind. Die Luthe-
raner sind nicht zu veranlassen, über das hinauszugehen, was Luther
sah ... Und die Calvinisten bleiben, wie ihr seht, da stehen, wo sie
von jenem großen Gottesmann, der noch nicht alle Dinge sah, zu-
rückgelassen wurden. Dies ist ein sehr beklagenswertes Elend; denn
wenn jene Männer in ihrer Zeit auch brennende und leuchtende
Lichter waren, so erkannten sie doch nicht alle Ratschläge Gottes;
sie würden aber, lebten sie jetzt, ebenso bereit sein, weiteres Licht
anzunehmen, wie sie damals bereit waren, das erste zu empfangen.
„Denkt an euer Gemeindegelöbnis, in dem ihr euch verpflichtet
habt, in allen Wegen des Herrn zu wandeln, wie sie euch bekannt ge-
worden sind oder noch bekannt werden. Denkt an euer Versprechen
und an euren Bund mit Gott und miteinander, alles Licht und alle
Wahrheit, so euch noch aus seinem geschriebenen Wort kundgetan
werden soll, anzunehmen. Dennoch achtet darauf, darum bitte ich
euch, was ihr als Wahrheit annehmt; vergleicht sie, wägt sie mit
anderen Schriftstellen der Wahrheit, ehe ihr sie annehmt, denn es ist
nicht möglich, daß die christliche Welt so plötzlich aus solch einer
dichten antichristlichen Finsternis herauskomme und ihr dann auf
einmal die vollkommene Erkenntnis aufgehe.
Es war das Verlangen nach Gewissensfreiheit, das die Pilger
begeisterte, den Schwierigkeiten der langen Reise über das Meer
mutig zu begegnen, die Beschwerden und die Gefahren der Wildnis
zu erdulden und unter Gottes Segen an der Küste Amerikas den
Grundstein zu einer mächtigen Nation zu legen. Doch so aufrichtig
und gottesfürchtig die Pilger auch waren, den großen Grundsatz reli-
giöser Freiheit begriffen sie noch nicht. Die Unabhängigkeit, die für
sich zu erwerben sie soviel geopfert hatten, gewährten sie anderen
nicht bereitwillig in gleichem Maße. „Sehr wenige selbst der her-
vorragendsten Denker und Sittenlehrer des 17. Jahrhunderts hatten
einen richtigen Begriff von jenem herrlichen, dem Neuen Testament
entstammenden Grundsatz, der Gott als den einzigen Richter des
menschlichen Glaubens anerkennt.
Die Lehre, daß Gott der Ge-
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meinde das Recht verliehen habe, die Gewissen zu beherrschen und
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Neal, „History of the Puritans“, Bd. I, 269
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Martyn, Bd. V, 70 f
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Martyn, Bd. V, 297