Seite 305 - Der gro

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Ein Zufluchtsort
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Als sich die Kunde von einem Lande, in dem jeder die Frucht
seiner eigenen Arbeit genießen und der Überzeugung seines eigenen
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Gewissens folgen könnte, in Europa verbreitete, wanderten Tausen-
de nach Nordamerika aus. In schneller Folge wurde Kolonie auf
Kolonie gegründet. „Massachusetts bot durch eine besondere Ver-
ordnung den Christen jeder Nation, die sich über den Atlantischen
Ozean flüchteten, ‚um Kriegen, Hungersnot oder der Unterdrückung
ihrer Verfolger zu entgehen‘, freundliche, unentgeltliche Aufnahme
und Hilfe an. Somit wurden die Flüchtlinge und die Unterdrückten
durch gesetzliche Verordnungen Gäste des Staates.
In den ersten
zwanzig Jahren nach der Landung in Plymouth hatten sich ebenso
viele tausend Pilger in Neuengland niedergelassen.
Um ihr Ziel zu erreichen, „waren sie zufrieden, sich durch ein
enthaltsames und arbeitsames Leben einen kargen Unterhalt verdie-
nen zu können. Sie verlangten von dem Boden nur einen leidlichen
Ertrag ihrer Arbeit. Keine goldenen Aussichten warfen ihren trü-
gerischen Schein auf ihren Pfad ... Sie waren mit dem langsamen
aber beständigen Fortschritt ihres gesellschaftlichen Gemeinwesens
zufrieden. Sie ertrugen geduldig die Entbehrungen der Wildnis, netz-
ten den Baum der Freiheit mit ihren Tränen und mit dem Schweiß
ihres Angesichts, bis er im Lande tief Wurzel geschlagen hatte“.
Die Bibel galt ihnen als Grundlage des Glaubens, als Quelle der
Weisheit und als Freiheitsbrief. Ihre Grundsätze wurden zu Hause,
in der Schule und in der Kirche fleißig gelehrt, und ihre Früchte
offenbarten sich in Wohlstand, Bildung, sittlicher Reinheit und Mä-
ßigkeit. Man konnte jahrelang in den puritanischen Niederlassungen
wohnen, ohne „einen Trunkenbold zu sehen, einen Fluch zu hören
oder einem Bettler zu begegnen“
Es wurde der Beweis erbracht,
daß die Grundsätze der Heiligen Schrift der sicherste Schutz für na-
tionale Größe sind. Die schwachen und isolierten Kolonien wuchsen
zu einer Verbindung mächtiger Staaten heran, und die Welt nahm
mit Bewunderung den Frieden und das Gedeihen „einer Kirche ohne
Papst und eines Staates ohne König“ wahr.
Doch ständig wachsende Scharen, angetrieben von Gründen, die
sich von denen der ersten Pilgerväter stark unterschieden, zog es an
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Martyn, Bd. V, 417
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Bancroft, 1.Teil, Kapitel 19,25. Abschnitt