Seite 337 - Der gro

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Ein Glaubensmann der letzten Zeit
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selbst kaum glauben; aber der schriftgemäße Beweis war zu klar und
zu stark, als daß er ihn hätte unbeachtet lassen können.
Er hatte zwei Jahre auf das Studium der Bibel verwandt, als er im
Jahre 1818 zu der ernsten Überzeugung kam, daß Christus in unge-
fähr fünfundzwanzig Jahren zur Erlösung seines Volkes erscheinen
würde. „Ich brauche“, sagte Miller, „nicht von der Freude zu reden,
die im Hinblick auf die entzückende Aussicht mein Herz erfüllte,
oder von dem heißen Sehnen meiner Seele nach einem Anteil an
den Freuden der Erlösten. Die Bibel galt mir nun als ein neues Buch.
Sie bedeutete mir in der Tat ein angenehmes, geistreiches Gespräch;
alles, was mir finster, geheimnisvoll oder dunkel erschien in ihren
Lehren, war durch das helle Licht, das nun aus ihren heiligen Blät-
tern hervorbrach, zerstreut worden. Oh, wie glänzend und herrlich
zeigte sich die Wahrheit! Alle Widersprüche und Ungereimtheiten,
die ich vorher in dem Worte gefunden hatte, waren verschwunden;
und wenn es auch noch viele Stellen gab, die ich, wie ich überzeugt
war, nicht völlig verstand, so war doch so viel Licht zur Erleuchtung
meines vorher finsteren Gemütes daraus hervorgegangen, daß ich
beim Studium der Heiligen Schrift ein Entzücken empfand, das ich
nie geglaubt hätte durch ihre Lehren erlangen zu können.
„Bei der ernsten Überzeugung, daß so überwältigende Ereignis-
se, wie sie in der Heiligen Schrift vorhergesagt waren, sich in einem
kurzen Zeitraum erfüllen sollten, trat mit gewaltiger Macht die Frage
an mich heran, welche Pflicht ich angesichts der Beweise, die mein
eigenes Gemüt ergriffen hatten, der Welt gegenüber hätte.
Miller
fühlte, daß es seine Pflicht sei, das Licht, das er empfangen hatte, an-
dern mitzuteilen. Er erwartete von seiten der Gottlosen Widerspruch,
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war aber voll Zuversicht, daß sich alle Christen der Hoffnung freuen
würden, dem Heiland, den sie liebten, zu begegnen. Seine einzige
Befürchtung ging dahin, daß viele in der großen Freude auf die herr-
liche Erlösung, die sich so bald erfüllen sollte, die Lehre annehmen
könnten, ohne hinreichend die Schriftstellen geprüft zu haben, die
diese Wahrheit enthielten. Er zögerte noch sie vorzutragen, damit
er nicht, falls er selber irrte, andere verführte. Das veranlaßte ihn,
die Beweise seiner Schlußfolgerungen nochmals zu prüfen und jede
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