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Der große Kampf
Volk werden, so urteilten sie und stimmten der Entscheidung ihres
Hohenpriesters zu, daß es besser sei, „ein Mensch sterbe ... denn daß
das ganze Volk verderbe“.
Johannes 11,48.50
.
Auf diese Weise hatten die führenden Juden „Zion mit Blut ...
und Jerusalem mit Unrecht“ gebaut, und während sie ihren Heiland
töteten, weil er ihre Sünden getadelt hatte, war ihre Selbstgerechtig-
keit so groß, daß sie sich als das begnadete Volk Gottes betrachteten
und vom Herrn erwarteten, er werde sie von ihren Feinden befreien.
„Darum“, fuhr der Prophet fort, „wird Zion um euretwillen wie ein
Acker gepflügt werden, und Jerusalem wird zum Steinhaufen werden
und der Berg des Tempels zu einer Höhe wilden Gestrüpps.“
Micha
3,10.12
.
Nachdem das Schicksal Jerusalems von Christus selbst verkün-
det worden war, hielt der Herr seine Strafgerichte über Stadt und
Volk fast 40 Jahre zurück. Bewundernswert war die Langmut Got-
tes gegen jene, die sein Evangelium verworfen und seinen Sohn
gemordet hatten. Das Gleichnis vom unfruchtbaren Feigenbaum
zeigt uns das Verhalten Gottes gegenüber dem jüdischen Volk. Das
Gebot war ausgegangen: „Haue ihn ab! was hindert er das Land?“
Lukas 13,7
. Aber die göttliche Gnade verschonte das Volk noch eine
letzte Zeit. Es gab noch viele Juden, denen der Charakter und das
Werk Christi unbekannt waren; die Kinder hatten nicht die günsti-
gen Gelegenheiten gehabt und nicht das Licht empfangen, das ihre
Eltern zurückgewiesen hatten. Durch die Predigt der Apostel und
ihrer Glaubensgefährten wollte Gott auch ihnen das Licht scheinen
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lassen; sie durften erkennen, wie die Prophezeiung nicht nur durch
die Geburt und das Leben Christi, sondern auch durch seinen Tod
und seine Auferstehung erfüllt worden war. Die Kinder wurden nicht
um der Sünden ihrer Eltern willen verurteilt; sobald sie aber trotz
der Kenntnis alles Lichtes, das ihren Eltern gegeben worden war,
das hinzugekommene, ihnen selbst gewährte Licht verwarfen, wur-
den sie Teilhaber der Sünden ihrer Eltern und füllten das Maß ihrer
Missetat.
Gottes Langmut gegen Jerusalem bestärkte die Juden nur in ihrer
hartnäckigen Unbußfertigkeit. In ihrem Haß und in ihrer Grausam-
keit gegen die Jünger Jesu verwarfen sie das letzte Anerbieten der
Gnade. Daraufhin entzog Gott ihnen seinen Schutz; er beschränkte
die Macht Satans und seiner Engel nicht länger, und die jüdische