Seite 37 - Der gro

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Die Zerstörung Jerusalems
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Angriffs sprach. Die Belagerten, die an einem erfolgreichen Wider-
stand zweifelten, waren im Begriff, sich zu ergeben, als der römische
Feldherr ohne ersichtlichen Grund plötzlich seine Streitkraft zurück-
zog. Gottes gnädige Vorsehung gestaltete die Ereignisse zum Besten
seines Volkes. Das war das verheißene Zeichen für die wartenden
Christen. Nun wurde allen, die der Warnung des Heilandes Folge
leisten wollten, dazu Gelegenheit geboten, und zwar konnten nach
Gottes Willen weder die Juden noch die Römer die Flucht der Chri-
sten verhindern. Nach dem Rückzug des Cestius machten die Juden
einen Ausfall aus Jerusalem und verfolgten das sich zurückziehen-
de Heer, und während beider Streitkräfte auf diese Weise völlig in
Anspruch genommen waren, verließen die Christen die Stadt. Um
diese Zeit war auch das Land von Feinden frei, die hätten versu-
chen können, sie aufzuhalten. Zur Zeit der Belagerung waren die
Juden in Jerusalem versammelt, um das Laubhüttenfest zu feiern,
und dadurch hatten die Christen im ganzen Land die Möglichkeit,
sich unbehelligt in Sicherheit zu bringen. Ohne Zögern flohen sie
nach einem sicheren Ort — nach der Stadt Pella im Lande Peräa,
jenseits des Jordans.
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Die jüdischen Streiter, die Cestius und sein Heer verfolgten, war-
fen sich mit solcher Wut auf dessen Nachhut, daß ihr vollständige
Vernichtung drohte. Nur unter großen Schwierigkeiten gelang es
den Römern, sich zurückzuziehen. Die Juden blieben nahezu ohne
Verluste und kehrten mit ihrer Beute triumphierend nach Jerusalem
zurück. Doch dieser scheinbare Erfolg brachte ihnen nur Unheil. Er
beseelte sie mit einem außerordentlich hartnäckigen Widerstands-
geist gegen die Römer, wodurch schnell unaussprechliches Weh über
die verurteilte Stadt hereinbrach.
Schrecklich war das Unglück, das über Jerusalem kam, als Ti-
tus die Belagerung wieder aufnahm. Die Stadt wurde zur Zeit des
Passahfestes umlagert, als Millionen Juden in ihren Mauern weilten.
Die Lebensmittelvorräte, die, sorgfältig aufbewahrt, jahrelang für
die Bewohner ausgereicht hätten, waren schon durch die Mißgunst
und der Rache der streitenden Parteien zerstört worden, und jetzt
erlitten sie alle Schrecken der Hungersnot. Ein Maß Weizen wurde
für ein Talent verkauft. Die Hungerqualen waren so schrecklich,
daß manche an dem Leder ihrer Gürtel, an ihren Sandalen und an
den Bezügen ihrer Schilde nagten. Viele Bewohner schlichen zur