Seite 38 - Der gro

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Der große Kampf
Nachtzeit aus der Stadt, um wilde Kräuter zu sammeln, die außer-
halb der Stadtmauern wuchsen, obwohl etliche ergriffen und unter
grausamen Martern getötet wurden, während man anderen, die wohl-
behalten zurückgekehrt waren, die Kräuter wegnahm, die sie unter
so großen Gefahren gesammelt hatten. Die unmenschlichsten Qua-
len wurden von den Machthabern auferlegt, um den vom Mangel
Bedrückten die letzten spärlichen Vorräte, die sie möglicherweise
verborgen hatten, abzuzwingen. Nicht selten begingen diese Grau-
samkeiten wohlgenährte Menschen, die nur danach trachteten einen
Lebensmittelvorrat für die Zukunft aufzuspeichern.
Tausende starben an Hunger und Seuchen. Die natürlichen Bande
der Liebe schienen zerstört zu sein. Der Mann beraubte seine Frau
und die Frau ihren Mann. Man sah Kinder, die den greisen Eltern
das Brot vom Munde wegrissen. Der Frage des Propheten: „Kann
auch ein Weib ihres Kindleins vergessen?“
Jesaja 49,15
. wurde
innerhalb der Mauern jener verurteilten Stadt die Antwort zuteil:
„Es haben die barmherzigsten Weiber ihre Kinder selbst müssen
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kochen, daß sie zu essen hätten in dem Jammer der Tochter meines
Volkes.“
Klagelieder 4,10
. Wiederum erfüllte sich die warnende
Weissagung, die vierzehn Jahrhunderte zuvor gegeben worden war:
„Ein Weib unter euch, das zuvor zärtlich und in Üppigkeit gelebt hat,
daß sie nicht versucht hat, ihre Fußsohle auf die Erde zu setzen, vor
Zärtlichkeit und Wohlleben, die wird dem Manne in ihren Armen
und ihrem Sohne und ihrer Tochter nicht gönnen die Nachgeburt,
... dazu ihre Söhne, die sie geboren hat; denn sie werden sie vor
Mangel an allem heimlich essen in der Angst und Not, womit dich
dein Feind bedrängen wird in deinen Toren.“
5.Mose 28,56.57
.
Die römischen Anführer versuchten, die Juden mit Schrecken zu
erfüllen und dadurch zur Übergabe zu bewegen. Israeliten, die sich
ihrer Gefangennahme widersetzten, wurden gegeißelt, gefoltert und
vor der Stadtmauer gekreuzigt. Hunderte erlitten täglich auf diese
Weise den Tod, und dieses grauenvolle Werk setzte man so lange
fort, bis im Tal Josaphat und auf Golgatha soviel Kreuze aufgerichtet
waren, daß kaum Raum blieb, sich zwischen ihnen zu bewegen.
Schrecklich erfüllte sich die frevelhafte, vor dem Richterstuhl des
Pilatus ausgesprochene Verwünschung: „Sein Blut komme über uns
und über unsre Kinder!“
Matthäus 27,25
.