Seite 391 - Der gro

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Eine verworfene Warnung
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der Weltlichkeit mit ihren Gewohnheiten, Gebräuchen und Götzen
überschwemmt die Kirche.
Ach, wie sehr wird jene Freundschaft der Welt, die „Gottes
Feindschaft“ (
Jakobus 4,4
) ist, jetzt unter den erklärten Nachfol-
gern Christi gehegt! Wie weit sind die allgemeinen Kirchen im
ganzen Christentum von dem biblischen Maßstab der Demut, der
Selbstverleugnung, der Einfachheit und der Gottseligkeit abgewi-
chen! John Wesley sagte einmal, als er von dem richtigen Gebrauch
des Geldes redete: „Verschwendet keinen Teil einer so köstlichen
Gabe in bloßer Befriedigung der Augenlust durch überflüssige oder
kostspielige Kleidung oder unnötigen Putz. Verschwendet keinen
Teil mit der künstlichen Ausschmückung eurer Häuser, in überflüs-
sigen oder teuren Einrichtungen, in kostbaren Bildern, Gemälden,
Vergoldungen ... Gebt nichts aus, um hoffärtigem Leben zu frönen,
um die Bewunderung oder das Lob der Menschen zu gewinnen ...
Solange es dir wohlgeht, wird man Gutes von dir reden. Solange
du dich kleidest mit Purpur und köstlicher Leinwand und alle Tage
herrlich und in Freuden lebst, werden ohne Zweifel viele deinen erle-
senen Geschmack, deine Freigebigkeit und Gastfreundschaft loben.
Erkaufe aber ihren Beifall nicht so teuer; begnüge dich lieber mit
der Ehre, die von Gott kommt.
In vielen Kirchen jedoch werden
heutzutage solche Lehren verachtet.
In dieser Welt ist es üblich, irgendeinem Religionsbekenntnis an-
zugehören. Herrscher, Politiker, Juristen, Doktoren, Kaufleute treten
der Kirche bei, um sich die Achtung und das Vertrauen der Gesell-
schaft zu erwerben und ihre eigenen weltlichen Angelegenheiten zu
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fördern. Auf diese Weise suchen sie ihre ungerechten Handlungen
unter einem christlichen Bekenntnis zu verbergen. Die verschiede-
nen religiösen Gemeinschaften bieten, verstärkt durch den Reichtum
und den Einfluß dieser getauften Weltmenschen, noch mehr auf, um
Volkstümlichkeit und Gönnerschaft zu gewinnen. Prächtige Kirchen,
die auf die verschwenderischste Weise ausgeschmückt sind, werden
in belebten Straßen errichtet. Die Kirchgänger sind kostbar und nach
der neuesten Mode gekleidet. Man zahlt einem begabten Prediger
ein hohes Gehalt, damit er das Volk unterhalte und fessele. Seine
Predigten dürfen die allgemein verbreiteten Sünden nicht rügen,
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Wesley‘s Works, „Sermon 50“