Seite 406 - Der gro

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Der große Kampf
bis das wartende Volk Gottes völlig aufgeweckt war. Vor dieser
Verkündigung verschwand die Schwärmerei wie der Frühreif vor der
aufgehenden Sonne. Die Gläubigen sahen ihre Ungewißheit und ihre
Verlegenheit beseitigt, und Hoffnung und Mut beseelte ihre Herzen.
Das Werk war frei von jenen Übertreibungen, die sich immer da
offenbaren, wo die menschliche Erregung ohne den beherrschenden
Einfluß des Wortes und des Geistes Gottes auftritt. In seinem Wirken
glich es jenen Zeiten der Demütigung und der Rückkehr zum Herrn,
die unter dem alten Israel den Botschaften des Tadels durch Gottes
Diener folgten; es trug die Merkmale, die zu jeder Zeit das Werk des
Herrn kennzeichnen. Es gab da wenig begeisterte Freude, sondern
vielmehr wurde das Herz gründlich erforscht, die Sünden bekannt
und der Welt entsagt. Vorbereitet zu sein auf die Begegnung mit dem
Herrn, diesem galt die Sorge der geängsteten Seelen. Anhaltendes
Gebet und ungeteilte Hingabe an Gott war in ihren Herzen.
Miller sagte in seiner Beschreibung jenes Werkes: „Es zeigt
sich keine große Freudenkundgebung; diese wird sozusagen für
eine zukünftige Gelegenheit aufbewahrt, da Himmel und Erde in
unaussprechlicher Freude und Herrlichkeit jauchzen werden. Man
hört auch kein Geschrei. Die Sänger schweigen; sie warten, um
sich mit den Engelscharen, dem Chor des Himmels, zu vereinen ...
Man streitet nicht über Gefühle; alle sind eines Herzens und eines
Sinnes.
Ein anderer Teilnehmer an der Bewegung bezeugte: „Sie hat
allenthalben eine gründliche Prüfung und Demütigung der Herzen
vor Gott hervorgerufen, hat veranlaßt, daß sich die Menschen frei
machten von der Liebe zu den Dingen dieser Welt, Streitigkeiten
schlichteten, Sünden bekannten und zerknirscht, reuevoll und zer-
schlagenen Geistes zu Gott um Gnade und Annahme flehten. Sie
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war Anlaß, daß man sich vor Gott demütigte, wie wir es noch nie
zuvor gesehen hatten. Wie der Herr durch den Propheten Joel gesagt
hat, daß es beim Herannahen des großen Tages Gottes sein soll,
wurden die Herzen, nicht die Kleider zerrissen; man wandte sich
zum Herrn mit Fasten, Weinen und Klagen. Wie Gott durch Sachar-
ja sagen ließ, so wurde ein Geist der Gnade und des Gebets über
seine Kinder ausgegossen; sie sahen ihn, den sie zerstochen hatten;
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Bliß 270,271