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Der große Kampf
21,9
. In gleicher Weise fühlten Ungläubige, die den Versammlun-
gen der Adventisten beiwohnten — einige aus Neugier, andere aus
Spottlust — die überzeugende Macht, welche die Botschaft „Siehe
der Bräutigam kommt!“ begleitete.
Zu jener Zeit herrschte ein Glaube, der eine Erhörung der Gebete
zur Folge hatte, ein Glaube, „der sah an die Belohnung“.
Hebräer
11,26
. Wie der Regenschauer auf das durstige Erdreich fiel der Geist
der Gnade auf die ernstlich Suchenden. Die Seelen, die ihren Erlöser
bald von Angesicht zu Angesicht zu sehen erwarteten, empfanden
ehrfurchtsvolle, unaussprechliche Freude. Die besänftigende, über-
wältigende Kraft des Heiligen Geistes ließ die Herzen auftauen, als
Gottes Segen den treuen Gläubigen in reichem Maße gewährt wurde.
Bedächtig und feierlich näherten sich jene, welche die Botschaft
angenommen hatten, der Zeit, da sie ihrem Herrn zu begegnen hoff-
ten. Sie hielten es für ihre erste Pflicht, sich jeden Morgen ihrer
Annahme bei Gott zu vergewissern. Ihre Herzen waren innig vereint,
und sie beteten viel miteinander und füreinander. Oft kamen sie an
abgelegenen Orten zusammen, um mit Gott Zuwiesprache zu halten,
und fürbittende Stimmen stiegen von Feld und Hain zum Himmel
empor. Die Gewißheit, die Billigung ihres Heilandes zu besitzen,
hielten sie für notwendiger als ihre tägliche Nahrung. Verdunkelte
eine Wolke ihre Gemüter, so ruhten sie nicht, bis sie beseitigt war,
und da sie das Zeugnis der vergebenden Gnade empfanden, sehnten
sie sich danach, ihn, den ihre Seele liebte, zu sehen. Aber wieder-
um sollten sie enttäuscht werden. Die Wartezeit ging vorüber, und
ihr Heiland erschien nicht. Mit festem Vertrauen hatten sie seinem
Kommen entgegengesehen, und nun empfanden sie wie Maria, als
sie zu des Heilandes Grab kam, es leer fand und weinend ausrief:
„Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie
ihn hin gelegt haben.“
Johannes 20,13
.
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Ein Gefühl heiliger Scheu, die Befürchtung, die Botschaft könn-
te wahr sein, hatte der ungläubigen Welt eine Zeitlang Schranken
auferlegt, und auch als die Zeit vorüber war, sind diese nicht sofort
niedergebrochen. Zuerst wagten es die Ungläubigen nicht, über die
Enttäuschung zu jubeln; als sich aber keine Anzeichen des Zornes
Gottes zeigten, erholten sie sich von ihren Befürchtungen und be-
gannen aufs neue zu schmähen und ihren Spott auszustreuen. Eine
große Anzahl derer, die an das baldige Kommen des Herrn geglaubt