Seite 409 - Der gro

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Erfüllte Weissagungen
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hatten, gaben ihren Glauben auf. Manche, die sehr zuversichtlich
gewesen waren, zeigten sich so tief in ihrem Stolz gekränkt, daß sie
gerne aus der Welt geflohen wären. Gleich Jona klagten sie Gott
an und wollten lieber sterben als leben. Die ihren Glauben auf die
Meinung anderer und nicht auf das Wort Gottes gegründet hatten,
waren nun bereit, ihre Ansichten abermals zu ändern. Die Spötter
zogen die Schwachen und Feigen auf ihre Seite; diese alle schlossen
sich zusammen und erklärten, daß nun nichts mehr zu befürchten
oder zu erwarten sei. Die Zeit sei vorübergegangen, der Herr nicht
gekommen, und die Welt könnte Tausende von Jahren so bleiben.
Die ernsten, aufrichtigen Gläubigen hatten alles für Christus auf-
gegeben und seine Nähe wie nie zuvor verspürt. Sie hatten, wie sie
glaubten, der Welt die letzte Warnung gegeben und sich in der Er-
wartung, bald in die Gemeinschaft ihres göttlichen Meisters und der
himmlischen Engel aufgenommen zu werden, größtenteils von der
Verbindung mit denen zurückgezogen, welche die Botschaft nicht
annahmen. Mit heißer Sehnsucht hatten sie gebetet: „Komm, Herr
Jesus, komme bald!“ Aber er war nicht gekommen. Nun abermals
die schwere Bürde der Sorgen und Schwierigkeiten dieses Lebens
aufzunehmen, die Sticheleien und den Hohn der spottenden Welt zu
ertragen, war in der Tat eine schwere Glaubens- und Geduldsprü-
fung.
Und doch war diese Enttäuschung nicht so groß wie jene, welche
die Jünger zur Zeit Christi erlebt hatten. Bei Jesu glorreichem Einzug
in Jerusalem glaubten seine Anhänger, daß er im Begriff wäre, den
Thron Davids zu besteigen und Israel von seinen Unterdrückern
zu befreien. Mit stolzen Hoffnungen und freudigen Erwartungen
wetteiferten sie miteinander, ihrem König zu ehren. Viele breiteten
ihre Mäntel wie einen Teppich auf seinem Wege aus oder streuten
grüne Palmenzweige vor ihm her. In ihrer Begeisterung vereinten
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sie sich in dem freudigen Beifallsruf: „Hosianna dem Sohn Davids!“
Als die Pharisäer, beunruhigt und erzürnt über diese Freudenrufe,
wünschten, daß Jesus seine Jünger tadelte, erwiderte dieser: „Wo
diese werden schweigen, so werden die Steine schreien.“
Lukas
19,40
. Die Weissagung mußte erfüllt werden. Die Jünger führten
Gottes Absicht aus; und doch mußten sie eine bittere Enttäuschung
erfahren. Nur wenige Tage verstrichen, und sie wurden Augenzeugen
des martervollen Todes des Heilandes und mußten ihn ins Grab