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Bestrebungen des Papsttums
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fleischliche Herz lieber trägt, als daß es sich unter das Joch Christi
beugte.
Es besteht eine überraschende Ähnlichkeit zwischen der römisch-
katholischen Kirche und der jüdischen Gemeinde zur Zeit Christi.
Während die Juden insgeheim die Grundsätze des Gesetzes Gottes
mit Füßen traten, achteten sie nach außen hin streng auf die Ein-
haltung dieser Verordnungen, die sie mit hohen Anforderungen und
mit Überlieferungen beschwerten, die ihre Befolgung peinigend und
lästig machten. Wie die Juden vorgaben, das Gesetz zu ehren, so be-
hauptet die römische Kirche, das Kreuz zu verherrlichen. Sie erhöht
das Symbol der Leiden Christi, während sie den, den es darstellt, in
der Praxis verleugnet.
Die Katholiken bringen auf ihren Kirchen, Altären und Gewän-
dern Kreuze an, Überall sieht man das Zeichen des Kreuzes, überall
wird es nach außen hin verehrt und erhöht. Aber die Lehren Christi
sind unter einer Fülle sinnloser Überlieferungen, falscher Auslegung
und strenger Vorschriften begraben. Des Heilandes Worte über die
verblendeten Juden passen noch viel besser auf die Würdenträger
der römisch-katholischen Kirche: „Sie binden aber schwere und un-
erträgliche Bürden und legen sie den Menschen auf den Hals; aber
sie selbst wollen dieselben nicht mit einem Finger regen.“ Gewissen-
hafte Menschen werden ständig in Schrecken und Furcht vor dem
Zorn eines beleidigten Gottes gehalten, während viele Würdenträger
der Kirche in Luxus und Vergnügen leben.
Um den Untergang der Menschen zu erreichen, will Satan ihre
Aufmerksamkeit von Christus abwenden, der allein sie erlösen kann.
Er bietet allen möglichen Ersatz für den, der gesagt hat. „Kommet
her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch
erquicken.“
Es ist Satans beständiges Bemühen, das Wesen Gottes, die Natur
der Sünde und den wahren Ausgang des großen Kampfes verkehrt
darzustellen. Seine Trugschlüsse verringern die Verpflichtung ge-
gen das göttliche Gesetz und gestatten den Menschen zu sündigen.
Gleichzeitig flößt er ihnen falsche Vorstellungen von Gott ein, so
daß sie eher mit Furcht und Haß denn mit Liebe zu ihm aufblicken.
Die seinem eigenen Charakter anhaftende Grausamkeit schreibt er
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dem Schöpfer zu; sie ist in den Religionssystemen verkörpert und
findet Ausdruck in den Gebräuchen des Gottesdienstes. So werden