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Der große Kampf
die Gemüter der Menschen verblendet, und Satan sichert sie sich
als seine Werkzeuge, um Gott zu bekämpfen. Durch verkehrte Vor-
stellungen vom göttlichen Wesen wurden heidnische Völker zu der
Annahme verleitet, menschliche Opfer seien notwendig, um sich die
Gunst Gottes zu sichern; und fürchterliche Grausamkeiten wurden
unter den verschiedensten Formen der Abgötterei verübt.
Die römisch-katholische Kirche, die die Bräuche des Heiden-
tums mit denen des Christentums vereinigte, und gleich dem Heiden-
tum das Wesen Gottes entstellte, hat zu nicht weniger grausamen und
empörenden Gewohnheiten Zuflucht (Siehe Anm. 013) genommen.
In den Tagen der Oberherrschaft Roms gab es Folterwerkzeuge, mit
denen es die Annahme seiner Lehren erzwang. Es gab den Scheiter-
haufen für die, die dem Anspruch Roms nicht nachgeben wollten.
Blutbäder wurden in einem solchen Umfang verübt, der erst im
Jüngsten Gericht offenbar werden wird. Würdenträger der Kirche
ersannen, beeinflußt von dem Geist Satans, Mittel, die die größtmög-
lichen Qualen verursachten, ohne doch dabei ihr Opfer zu töten. In
vielen Fällen wurde dieses teuflische Verfahren bis zur äußersten
Grenze des für Menschen noch Erträglichen wiederholt, bis die Na-
tur den Kampf aufgab und der Leidende den Tod als angenehme
Befreiung begrüßte.
So gestaltete sich das Schicksal der Gegner Roms. Für seine
Anhänger hatte es das Zuchtmittel der Geißel, des Hungers und der
körperlichen Kasteiung in jeder nur denkbaren, das Herz kränkenden
Form. Um sich die Gunst des Himmels zu sichern, verletzten die
Büßenden die Gebote Gottes, indem sie die Naturgesetze übertraten.
Sie wurden gelehrt, das Band zu zerschneiden, das Er eingesetzt
hatte, um des Menschen irdischen Aufenthalt zu segnen und zu er-
heitern. Die Friedhöfe bergen Millionen von Opfern, die ihr Leben
mit fruchtlosen Bemühungen verbrachten, ihre natürlichen Neigun-
gen zu unterdrücken und jeden Gedanken und jedes Mitgefühl für
ihre Mitmenschen — als beleidigend für Gott — zurückzudrängen.
Wir können aus dem Leben Christi keine Beispiele anführen,
daß Männer und Frauen sich in Klöster einschließen sollen, um
sich auf den Himmel vorzubereiten. Er hat nie gelehrt, daß Liebe
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und Mitgefühl unterdrückt werden müssen. Das Herz des Heilandes
floß von Liebe über. Je mehr sich der Mensch der sittlichen Voll-
kommenheit nähert, desto schärfer sind seine Empfindungen, desto