Seite 616 - Der gro

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Der große Kampf
wahren und nimmt an, daß ihre Sünden verziehen worden sind; aber
er weiß nicht, daß ihre Fälle im himmlischen Heiligtum entschieden
wurden. Er kennt genau die Sünden, zu denen er sie verführt hat, und
stellt diese Gott im grellsten Licht dar und behauptet, dieses Volk
verdiene es ebensosehr, von der Gnade Gottes ausgeschlossen zu
werden, wie er selbst. Er erklärt, der Herr könne von Rechts wegen
ihre Sünden nicht vergeben, ihn und seine Engel jedoch vertilgen. Er
beansprucht sie als seine Beute und verlangt, daß sie zur Vernichtung
ihm überantwortet werden.
Während Satan Gottes Kinder wegen ihrer Sünden verklagt, ge-
stattet ihm der Herr, sie bis zum äußersten zu versuchen. Ihr Gottver-
trauen, ihr Glaube und ihre Entschiedenheit werden schwer geprüft.
Wenn sie die Vergangenheit überblicken, sinkt ihre Hoffnung; denn
in ihrem ganzen Leben können sie wenig Gutes entdecken. Sie
sind sich ihrer Schwachheit und Unwürdigkeit völlig bewußt. Sa-
tan versucht sie mit dem Gedanken zu erschrecken, daß ihre Fälle
hoffnungslos seien, daß der Makel ihrer Verunreinigung nie ausgewa-
schen werden könne. Er hofft damit ihren Glauben so zu vernichten,
daß sie seinen Versuchungen nachgeben und ihre Treue gegen Gott
aufgeben.
Obwohl die Kinder Gottes von Feinden umgeben sein werden,
die es auf ihren Untergang abgesehen haben, so ist doch die Angst,
die sie ausstehen, nicht eine Angst vor der Verfolgung um der Wahr-
heit willen; sondern sie fürchten, nicht jede Sünde bereut und durch
irgendein Versehen ihrerseits die Erfüllung der Worte Christi ver-
säumt zu haben, in denen er verheißt, sie zu „bewahren vor der
Stunde der Versuchung, die kommen wird über den ganzen Welt-
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kreis“.
Offenbarung 3,10
. Hätten sie die Gewißheit, daß ihre Sünden
vergeben wären, so würden sie vor Marter und Tod nicht zurück-
schrecken, sollten sie sich aber unwürdig erweisen und wegen ihrer
Charakterfehler ihr Leben verlieren, dann würde Gottes heiliger
Name geschmäht werden.
Überall hören sie von den verräterischen Anschlägen und sehen
das Wirken der Empörung; es erhebt sich in ihnen das heftige Verlan-
gen, die ernste Sehnsucht der Seele, daß dieser große Abfall enden
und die Bosheit der Gottlosen zum Abschluß kommen möge. Aber
während sie Gott bitten, der Empörung Einhalt zu gebieten, machen
sie sich selbst Vorwürfe, daß sie keine Kraft haben, der mächtigen