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Der große Kampf
Das schreckliche Schauspiel erscheint vor ihren Augen, wie es
einst geschah. Satan, seine Engel und seine Untertanen haben keine
Macht, sich von der Darstellung ihres eigenen Wirkens abzuwenden.
Jeder Beteiligte erinnert sich dessen, was er ausgeführt hat. Herodes,
der die unschuldigen Kinder Bethlehems ermorden ließ, um dabei
den König Israels zu vernichten; die gemeine Herodias, deren schul-
dige Seele durch das Blut Johannes des Täufers verunreinigt ist; der
schwache Mietling Pilatus; die spottenden Soldaten; die Priester und
Obersten und die rasende Menge, die schrie: „Sein Blut komme über
uns und über unsere Kinder!“ (
Matthäus 27,25
) — alle erkennen
die Ungeheuerlichkeit ihrer Schuld. Vergebens suchen sie sich vor
der göttlichen Majestät seines Angesichtes, dessen Leuchten den
Glanz der Sonne überstrahlt, zu verbergen, während die Erlösten
ihre Kronen dem Heiland zu Füßen werfen und dabei ausrufen: „Er
starb für mich!“
Unter der erlösten Schar befinden sich die Apostel Christi, der
heldenmütige Paulus, der hitzige Petrus, der geliebte und liebende Jo-
hannes und ihre treugesinnten Brüder, und mit ihnen die große Schar
der Märtyrer, während außerhalb der Mauern mit allem Gemeinen
und abscheulichen jene stehen, von denen sie verfolgt, eingeker-
kert und erschlagen wurden. Dazu gehört Nero, das Ungeheuer an
Grausamkeit und Lasterhaftigkeit; er sieht die Freude und Erhö-
hung derer, die er einst marterte und an deren höchster Angst er
satanisches Ergötzen fand. Seine Mutter ist dort, um die Folgen ihrer
Machenschaften zu erkennen, um zu sehen, wie die üblen Charak-
terzüge, die sie auf ihren Sohn übertrug, und die durch ihren Einfluß
und ihr Beispiel gestärkten und entwickelten Leidenschaften Früchte
getragen haben in Verbrechen, die die Welt schaudern machten.
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Es befinden sich dort päpstliche Priester und Prälaten, die be-
haupteten, Gesandte Christi zu sein, und dennoch Folter, Kerker und
Scheiterhaufen anwandten, um die Gewissen der Gotteskinder zu
beherrschen. Zu spät erkennen sie, daß der Allwissende für sein
Gesetz eifert und niemand ungestraft läßt. Sie erfahren nun, daß
Christus das Wohl seines Volkes seinem eigenen Wohl gleichstellt,
und sie fühlen die tiefe Bedeutung seiner beziehungsvollen Worte:
„Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern,
das habt ihr mir getan.“
Matthäus 25,40
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