Seite 79 - Der gro

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Die Waldenser
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der die Verheißungen erkennen noch unmittelbar zu Gott kommen
sollten, um ihre Sünden zu bekennen und Vergebung und Frieden zu
erlangen.
Eifrig enthüllte der waldensische Glaubensbote den forschenden
Seelen die köstlichen Wahrheiten des Evangeliums und holte vor-
sichtig die sorgfältig geschriebenen Teile der Heiligen Schrift hervor.
Es bereitete ihm die größte Freude, solchen aufrichtig Suchenden,
die von ihren Sünden überzeugt waren, die Hoffnung einzuflößen,
daß sie es nicht mit einem Gott der Rache zu tun haben, der nur dar-
auf wartet, seiner Gerechtigkeit freien Lauf lassen zu können. Mit
bebenden Lippen und tränenden Augen, manchmal kniend, entfalte-
te er seinen Brüdern die köstlichen Verheißungen, die des Sünders
einzige Hoffnung offenbaren. Auf diese Weise durchdrang das Licht
der Wahrheit manches verfinsterte Gemüt und vertrieb die dunkle
Wolke, bis die Sonne der Gerechtigkeit mit ihren heilenden Strahlen
in das Herz schien. Oft wurde ein Teil der Heiligen Schrift immer
wieder gelesen, weil der Hörer es wünschte, als ob er sich vergewis-
sern wollte, daß er recht gehört habe. Besonders jene Worte wollten
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die Gläubigen immer wieder hören: „Das Blut Jesu Christi, seines
Sohnes, macht uns rein von aller Sünde.“
1.Johannes 1,7
. — „Wie
Mose in der Wüste eine Schlange erhöht hat, also muß des Menschen
Sohn erhöht werden, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren
werden, sondern das ewige Leben haben.“
Johannes 3,14.15
.
Vielen wurden die Ansprüche Roms deutlich vor Augen geführt.
Sie erkannten, wie vergeblich die Vermittlung von Menschen oder
Engeln zugunsten des Sünders ist. Als ihnen das Licht aufging,
riefen sie mit Freuden aus: „Christus ist mein Priester, sein Blut ist
mein Opfer; sein Altar ist mein Beichtstuhl.“ Sie stützten sich völlig
auf die Verdienste Jesu und wiederholten die Worte: „Ohne Glauben
ist‘s unmöglich, Gott zu gefallen.“ Es ist „kein anderer Name unter
dem Himmel den Menschen gegeben, darin wir sollen selig werden.“
Hebräer 11,6
;
Apostelgeschichte 4,12
.
Die Gewißheit der Liebe des Heilandes schien einigen dieser
armen, sturmumwehten Seelen unfaßbar. Die verursachte Erleich-
terung war so groß, die Flut des Lichtes so hell, daß sie sich in
den Himmel versetzt glaubten. Ihre Hand ruhte vertrauensvoll in
der Hand Christi, ihre Füße standen auf dem Fels des Heils. Al-
le Todesfurcht war verbannt, ja, sie wollten gern Gefängnis und