Seite 80 - Der gro

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Der große Kampf
Scheiterhaufen auf sich nehmen, wenn sie dadurch den Namen ihres
Erlösers preisen konnten.
An geheimen Orten wurde das Wort Gottes hervorgeholt und vor-
gelesen, zuweilen einem einzelnen, manchmal einer kleinen Schar,
die sich nach Licht und Wahrheit sehnte. Oft brachte man die ganze
Nacht auf diese Weise zu. Das Erstaunen und die Bewunderung der
Zuhörer waren so groß, daß der Evangeliumsbote sich nicht selten
gezwungen sah, mit dem Lesen innezuhalten, bis der Verstand die
frohe Botschaft des Heils erfassen konnte. Häufig wurden ähnliche
Worte wie diese laut: „Wird Gott wirklich mein Opfer annehmen?
Wird er gnädig auf mich herabschauen? Wird er mir vergeben?“ Als
Antwort wurde gelesen: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig
und beladen seid; ich will euch erquicken.“
Matthäus 11,28
.
Der Glaube erfaßte die Verheißung, und als freudige Erwiderung
vernahm man die Worte: Keine langen Pilgerfahrten mehr; keine be-
schwerlichen Reisen nach heiligen Reliquienschreinen! Ich kann zu
Jesus kommen, so wie ich bin, sündhaft und unrein, und er wird das
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bußfertige Gebet nicht verachten. „Deine Sünden sind dir vergeben“;
auch meine — sogar meine können vergeben werden!
Eine Flut heiliger Freude erfüllte die Herzen, und der Name
Jesu wurde durch Lobgesänge und Danksagungen verherrlicht. Jene
glücklichen Seelen kehrten in ihre Wohnungen zurück, um Licht
zu verbreiten und andern, so gut sie konnten, ihre neue Erfahrung
zu wiederholen, daß sie den wahren und lebendigen Weg gefunden
hätten. Es lag eine seltsame und feierliche Macht in den Worten
der Heiligen Schrift, die jenen, die sich nach der Wahrheit sehnten,
unmittelbar zu Herzen ging. Es war die Stimme Gottes, welche die
Hörer zur Überzeugung führte.
Der Bote der Wahrheit ging seinen Weg; doch waren sein de-
mütiges Auftreten, seine Aufrichtigkeit, sein Ernst und seine tiefe
Inbrunst häufig Gegenstand von Gesprächen. In vielen Fällen hat-
ten seine Zuhörer ihn weder gefragt, woher er käme noch wohin er
ginge. Sie waren erst so überrascht und später dankbar und freudig
überwältigt gewesen, daß sie nicht daran gedacht hatten, Fragen an
ihn zu richten. Hatten sie ihn gebeten, sie nach ihren Wohnungen
zu begleiten, so hatte er erwidert, daß er die verlorenen Schafe der
Herde besuchen müsse. Konnte es möglich sein, daß er ein Engel
Gottes gewesen war? fragten sie sich.