Seite 89 - Der gro

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John Wiklif
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befolgten, da auch Christus und seine Apostel von den Almosen
des Volkes gelebt hätten. Diese Behauptung jedoch schadete ihrer
Sache, da sie viele veranlaßte, zur Bibel zu greifen, um selbst die
Wahrheit zu erforschen — eine Folge, wie sie Rom am allerwenig-
sten wünschte. Die Gemüter der Menschen wurden auf die Quelle
der Wahrheit gelenkt, und gerade sie suchte Rom zu verbergen.
Wiklif begann kurze Abhandlungen gegen die Bettelmönche zu
schreiben und zu veröffentlichen, damit er mit ihnen so weit in ein
Streitgespräch käme, wie nötig war, um das Volk auf die Lehren
der Bibel und ihres Urhebers aufmerksam machen zu können. Er
erklärte, daß der Papst die Macht der Sündenvergebung und des Kir-
chenbannes in keinem höheren Grade besitze als die gewöhnlichen
Priester und daß niemand rechtsgültig ausgeschlossen werden könne,
es sei denn, er habe sich zuerst die Verdammung Gottes zugezogen.
In keiner wirksameren Weise hätte er den Umsturz des riesenhaften
Machwerkes geistlicher und weltlicher Herrschaft, die der Papst auf-
gerichtet hatte, und in der Leib und Seele von Millionen Menschen
gefangengehalten wurden, unternehmen können.
Wiederum wurde Wiklif berufen, die Rechte der englischen Kro-
ne gegen die Übergriffe Roms zu verteidigen, und er brachte als
königlicher Gesandter zwei Jahre in den Niederlanden zu, wo er mit
Abgeordneten des Papstes verhandelte. Hier kam er mit den fran-
zösischen, italienischen und spanischen Würdenträgern der Kirche
zusammen und hatte Gelegenheit, hinter die Kulissen zu schauen und
einen Einblick in manche Dinge zu gewinnen, die ihm in England
verborgen geblieben wären. Er erfuhr manches, das seinem späte-
ren Wirken das Gepräge und die Schärfe gab. In diesen Gesandten
des päpstlichen Hofes las er den wahren Charakter und die echten
Absichten der Priesterherrschaft. Er kehrte nach England zurück,
wiederholte seine früheren Lehren offener und mit größerem Eifer
und erklärte, Habsucht, Stolz und Betrug seien die Götter Roms.
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In einer seiner Abhandlungen schrieb er wider die Geldgier
Roms: Der Papst und seine Einsammler „ziehen aus unserm Lan-
de, was zum Lebensunterhalt der Armen dienen sollte, und viele
tausend Mark aus dem Schatz des Königs für die Sakramente und
geistlichen Dinge“. Diese letzten Worte sind gegen die von Rom