Seite 303 - Das Leben Jesu (1973)

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Die Bergpredigt
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will unter ihnen wohnen und wandeln und will ihr Gott sein, und sie
sollen mein Volk sein.“
2.Korinther 6,16
;
3.Mose 26,11.12
.
Christus war die Leiter, die Jakob sah, deren Fuß auf der Erde
stand und deren Spitze bis zum Himmelstor ragte, dem einzigen
Eingang zur ewigen Herrlichkeit. Hätte an dieser Leiter auch nur
eine Sprosse gefehlt, um die Erde zu erreichen, müßten wir verloren-
gehen, Christus dagegen kommt zu uns, wo immer wir sind. Er nahm
unsere Natur an und behielt die Oberhand, so daß wir durch sein We-
sen überwinden können. „In der Gestalt des sündlichen Fleisches“
(
Römer 8,3
) führte er ein sündloses Leben. Durch seine Göttlichkeit
ergreift er nun Besitz vom Thron des Himmels, während er durch
seine menschliche Natur uns nahe ist. Er fordert uns auf, durch den
Glauben an ihn die Herrlichkeit des göttlichen Wesens zu erlangen
Deshalb sollen wir „vollkommen sein“, gleichwie unser „Vater im
Himmel vollkommen ist“.
Matthäus 5,48
.
Jesus hatte gezeigt, worin Gerechtigkeit besteht, und er hatte auf
Gott als die Quelle dieser Gerechtigkeit hingewiesen. Jetzt wandte er
sich den praktischen Pflichten zu. Beim Almosengeben, beim Gebet
und beim Fasten dürfe nichts geschehen, was die Aufmerksamkeit
der andern erregt; nicht um Lohnes willen gute Werke tun! Gebt
aufrichtigen Herzens zum Wohl der leidenden Armen; laßt im Ge-
bet die Seele mit Gott verbunden sein; geht beim Fasten nicht mit
gebeugtem Haupt und einem Herzen, das dabei nur an sich selbst
denkt! Das Herz eines Pharisäers ist ein öder, unfruchtbarer Boden,
in dem kein göttlicher Same gedeihen kann. Wer sich Gott ausliefert,
wird ihm den wertvollsten Dienst erweisen. Durch Gemeinschaft
mit Gott können die Menschen mit ihm zusammenwirken, indem
sie seinen Charakter widerspiegeln.
Der aufrichtigen Herzens geleistete Dienst hat eine große Beloh-
nung. „Dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir‘s vergelten.“
Matthäus 6,6
. In einem Wandel, der sich unter die Gnade Christi ge-
stellt hat, bildet sich der Charakter; die ursprüngliche Schönheit der
Seele wird wiederhergestellt, wir entfalten in uns die Eigenschaften
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Gottes, und das göttliche Ebenbild strahlt durch alles Menschliche
hindurch. Auf den Angesichtern der Frauen und Männer, die ihr
Leben mit Gott leben, leuchtet himmlischer Friede. Sie sind von
göttlichem Wesen umgeben; für sie hat das Reich Gottes begonnen.
Sie besitzen die Freude Christi, die Freude, der Menschheit zum