Seite 668 - Das Leben Jesu (1973)

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Das Leben Jesu
unterwiesen worden, die Lehren der Rabbiner als Stimme Gottes
anzunehmen; diese Erziehung übte noch einen großen Einfluß auf ihr
Verständnis aus und formte ihre Gesinnung. Irdische Vorstellungen
und weltliche Dinge nahmen in ihren Gedanken noch einen breiten
Raum ein, und sie verstanden nicht die geistliche Natur des Reiches
Christi, obgleich er sie ihnen oft erklärt hatte. Sie wurden verwirrt
und begriffen nicht die Wichtigkeit der von Christus angeführten
Schriftstellen; viele seiner Lehren schienen sie überhaupt nicht zu
erreichen. Der Heiland erkannte, daß sie die wahre Bedeutung seiner
Reden nicht verstanden, und in seiner Barmherzigkeit versprach er
ihnen, daß der Heilige Geist ihnen diese Worte wieder ins Gedächtnis
zurückrufen werde. Er ließ viele Dinge ungesagt, die die Jünger doch
nicht verstehen konnten; auch diese würde ihnen der Heilige Geist
später mitteilen. Er würde ihnen ihr Verständnis beleben, damit sie
die himmlischen Dinge würdigen könnten. „Wenn aber jener, der
Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit
leiten.“
Johannes 16,12-14
.
Der Tröster wird der „Geist der Wahrheit“ genannt; es ist seine
Aufgabe, die Wahrheit zu bestimmen und festzuhalten. Er wohnt
zuerst im Herzen als Geist der Wahrheit und wird dadurch zum
Tröster; denn nur in der Wahrheit liegen Trost und Frieden. Die
Falschheit kennt keinen wahren Frieden oder Trost. Satan gewinnt
durch falsche Lehren und Überlieferungen die Gewalt über den
Verstand, und indem er die Menschen in den Irrtum verführt, entstellt
er ihr ursprüngliches Wesen. Der Heilige Geist aber spricht durch
die Heilige Schrift zum Herzen des Menschen und prägt ihm die
Wahrheit ein. Dadurch legt er den Irrtum bloß und vertreibt ihn aus
der Seele. Durch den Geist der Wahrheit, der sich uns durch Gottes
Wort mitteilt, macht sich der Herr sein auserwähltes Volk untertan.
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Indem Jesus seinen Jüngern das Amt des Heiligen Geistes be-
schrieb, versuchte er in ihnen die Freude und Hoffnung zu erwecken,
die ihn selbst beseelte. Er freute sich über die reiche Unterstützung,
die für seine Gemeinde vorgesehen war; denn der Heilige Geist war
die wertvollste aller Gaben, die er von seinem Vater zur Erhöhung
seines Volkes erbitten konnte. Dieser Geist sollte uns als eine erneu-
ernde Kraft erfüllen, ohne die das Opfer Christi wertlos gewesen
wäre. Der Hang zum Bösen war jahrhundertelang gestärkt worden,
und die Unterwerfung der Menschen unter diese satanische Knecht-