Seite 117 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Abraham in Kanaan
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des wahren Glaubens einen wirksamen Einfluß auf sie aus. Seine
unerschütterliche Treue zu Gott, die umgängliche, wohlwollende
Art flößten Vertrauen ein, und seine schlichte Größe erwarb ihm
Achtung und Ehrfurcht.
Er hielt seinen Glauben nicht für einen kostbaren Schatz, den
er eifersüchtig hüten müsse und an dem nur er sich erfreuen dürfe.
So kann wahrer Glaube nicht gelebt werden, denn solcher Geist
stünde im Widerspruch zur frohen Botschaft Gottes. Wenn Christus
im Herzen wohnt, ist es unmöglich, das Licht seiner Gegenwart zu
verbergen. Es wird im Gegenteil immer heller leuchten, wenn Tag
für Tag die Nebel der Selbstsucht und Sünde, die den Menschen
umgeben, von der Sonne der Gerechtigkeit zerstreut werden.
Gottes Kinder sind seine Vertreter auf Erden, und er möchte,
daß sie in der sittlichen Finsternis dieser Welt Licht ausstrahlen. In
aller Welt sollen sie den Ungläubigen als seine Zeugen und Mitt-
ler die Erkenntnis des göttlichen Willens und die Wunder seiner
Gnade ausbreiten. Jeder, der an der Erlösung Anteil hat, soll ein
Sendbote für ihn sein. Denn die Frömmigkeit eines Christen ist
oft der Maßstab, mit dem die Weltkinder das Evangelium messen.
Geduldig ertragene Prüfungen, dankbar angenommene Segnungen,
gleichbleibende Sanftmut, Freundlichkeit und tätige Nächstenliebe
heißen diese Lichter, welche die Welt erhellen und den Gegensatz
zur Finsternis bilden, die aus der Selbstsucht des natürlichen Herzens
kommt.
Abraham führte ein reiches Glaubensleben. Edel in seiner Groß-
mut, nicht wankend im Gehorsam gegen Gott, war er bei aller Be-
scheidenheit in seinem Pilgerdasein auch klug im Umgang mit Men-
schen sowie tapfer und gewandt im Kriege. Obwohl sie ihn als
Verkünder eines neuen Glaubens kannten, trugen ihm drei Königs-
brüder, Herrscher über die Amoriterebene, ihre Freundschaft an. Sie
luden ihn um der größeren Sicherheit willen ein, mit ihnen einen
Bund zu schließen, denn das Land war voll von Gewalttätigkeit
und Bedrückung. Und es dauerte gar nicht lange, bis sich ihm eine
Gelegenheit bot, aus diesem Bündnis Nutzen zu ziehen.
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Vierzehn Jahre zuvor war Kedor-Laomer, der König von Elam,
in Kanaan eingefallen und hatte sich das Land zinspflichtig gemacht.
Als sich nun mehrere Fürsten gegen ihn auflehnten, rückte der Ela-
miterkönig abermals mit vier Verbündeten heran, um die Bewohner