Seite 118 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
noch einmal zu unterwerfen. Fünf kanaanitische Könige vereinig-
ten daraufhin ihre Streitkräfte und stießen im Tal Siddim auf die
Eindringlinge, wurden aber vollständig geschlagen. Ein großer Teil
des Heeres wurde niedergemetzelt. Wer entkam, floh in die Berge.
Die Sieger plünderten die Städte in der Ebene und zogen mit reicher
Beute und vielen Gefangenen davon, unter denen sich auch Lot und
seine Familie befanden.
Abraham, der friedlich im Eichenhain von Mamre wohnte, erfuhr
über Flüchtlinge von der Schlacht und dem Unglück, das seinen Nef-
fen betroffen hatte. Er hegte keine unfreundlichen Gefühle wegen
dessen damaliger Undankbarkeit. Vielmehr erwachte seine ganze
Zuneigung wieder, und er entschloß sich, ihn zu befreien. Aber zu-
nächst suchte Abraham den göttlichen Ratschluß und bereitete dann
alles zum Kriege vor. Aus seinem eigenen Lager bot er dreihundert-
achtzehn kampfgeübte Knechte auf, Männer, die in aller Gottesfurcht
im Dienst ihres Herrn standen und mit Waffen umzugehen wußten.
Mamre, Eschkol und Aner schlossen sich ihm mit ihren Scharen an
und gemeinsam zogen sie zur Verfolgung der Eindringlinge aus.
Die Elamiter und ihre Bundesgenossen hatten ihr Lager bei Dan,
an der Nordgrenze Kanaans, aufgeschlagen. Siegestrunken und ohne
Furcht vor einem Angriff ihrer besiegten Feinde waren sie bei einer
lärmenden Schwelgerei. Abraham teilte seine Streitkräfte, um aus
verschiedenen Richtungen anzurücken, und überfiel das Lager bei
Nacht. Sein kraftvoller, überraschender Vorstoß hatte einen raschen
Sieg zur Folge. Der König von Elam wurde erschlagen und seine
von Schrecken ergriffenen Streitkräfte vollständig vernichtet. Lot
mit seiner Familie und alle anderen Gefangenen wurden befreit, und
außer ihrem eigenen Hab und Gut fiel ihnen reiche Beute in die
Hände. Nächst Gott verdankte man Abraham den Erfolg. Dieser
hatte nicht nur dem Lande einen großen Dienst erwiesen, sondern
sich auch als tapferer Mann gezeigt. Man sah, daß gerechtes Leben
nicht Feigheit ist und der Glaube Abraham Mut verlieh, das Recht zu
wahren und Unterdrückte zu verteidigen. Diese Heldentat verstärkte
allgemein seinen Einfluß.
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Bei seiner Rückkehr kam Abraham der König von Sodom mit
Gefolge entgegen, um den Sieger zu ehren. Der König bot ihm an,
sich die eroberten Güter zu nehmen, und bat nur um die Rückgabe
der Gefangenen. Nach Kriegsrecht gehörte die Beute dem Sieger.