Seite 120 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
Doch in einem Nachtgesicht hörte er wieder Gottes Stimme:
„Fürchte dich nicht, Abram!“ lauteten die Worte des Königs aller
Könige, „ich bin dein Schild und dein sehr großer Lohn.“
1.Mose
15,1
. Aber sein Gemüt war von Ahnungen so niedergedrückt, daß
er die Verheißung nicht wie bisher mit unbedingtem Vertrauen zu
erfassen vermochte. Er betete um einen deutlichen Beweis für ihre
Erfüllung. Wie könnte die Bundesverheißung verwirklicht werden,
wenn ihm ein Sohn vorenthalten wurde? „Was willst du mir geben?“
fragte er. „Ich gehe dahin ohne Kinder, und siehe ... einer von mei-
nen Knechten wird mein Erbe sein.“
1.Mose 15,2.3
. Er schlug vor,
seinen treuen Knecht Elieser zum Adoptivsohn und Erben seiner
Besitzungen zu machen. Aber Gott versicherte ihm, daß ein eigenes
Kind der Erbe sein sollte. Dann hieß ihn Gott aus dem Zelt treten
und die unzähligen Sterne betrachten, die am Himmel funkelten.
Dabei hörte er die Worte: „So zahlreich sollen deine Nachkommen
sein!“
1.Mose 15,5
. Abraham glaubte dem Herrn, und das rechnete
dieser ihm zur Gerechtigkeit.
Doch noch einmal bat der Patriarch um ein sichtbares Zeichen
zur Stärkung seines Glaubens und als Beweis für spätere Geschlech-
ter, daß Gottes gnädige Absichten mit ihnen in Erfüllung gehen
würden. Der Herr ließ sich herab, mit seinem Diener ein Bündnis
zu schließen, und zwar in solcher Form, wie sie unter Menschen bei
der Bestätigung einer feierlichen Verpflichtung damals üblich waren.
Auf Gottes Anweisung opferte Abraham eine Kuh, eine Ziege und
einen Widder, jedes drei Jahre alt. Er zerteilte die Tierkörper und
legte die Stücke in geringer Entfernung voneinander nieder. Dann
fügte er noch eine Turteltaube und eine junge Taube hinzu, die er
jedoch nicht teilte. Danach ging er ehrfürchtig zwischen den Op-
ferstücken hindurch und gelobte Gott feierlich, auf ewig gehorsam
zu bleiben. Aufmerksam wachte er bei den Opferstücken bis zum
Sonnenuntergang und achtete darauf, daß sie nicht von Raubvögeln
verunreinigt oder gefressen würden. Bei Sonnenuntergang aber fiel
er in tiefen Schlaf, „und siehe, Schrecken und große Finsternis über-
fiel ihn“.
1.Mose 15,12
. Dabei hörte er die Stimme Gottes, die ihm
verkündete, daß er keinen sofortigen Besitz des verheißenen Landes
zu erwarten habe, und ihn für die Zukunft auf die Leiden seiner
Nachkommenschaft vor ihrer Niederlassung in Kanaan vorbereitete.
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Gott eröffnete ihm auch den Erlösungsplan mit dem großen Opfer