Seite 124 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
lich verlassen einzelne den Bereich der Gnade Gottes. Wo sind die
warnenden, einladenden Stimmen, die den Sünder bitten, seinem
furchtbaren Schicksal zu entgehen? Wo sind die Hände, die ihn
vom Tode zurückhalten wollen? Wo treten Menschen in Demut und
standhaftem Glauben vor Gott für ihn ein?
In Abraham lebte der Geist Christi. Der Sohn Gottes selbst ist der
große Mittler zugunsten des Sünders. Er bezahlte den Preis für die
Erlösung des Menschen und weiß um den Wert einer Seele. Mit einer
solchen Feindschaft gegen das Böse, wie sie nur in einem fleckenlos
reinen Wesen leben kann, offenbarte Christus doch eine Liebe zum
Schuldiggewordenen, die nur der Güte Gottes entstammen konnte.
Sogar im Todeskampf am Kreuz, beladen mit der furchtbaren Sün-
denlast der ganzen Welt, betete er für die, die ihn schmähten und
töteten: „Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“
Lukas 23,34
.
Die Schrift sagt von Abraham, daß er „ein Freund Gottes gehei-
ßen“ wurde, „ein Vater ... aller, die da glauben“.
Jakobus 2,23
;
Römer
4,11
. Gott bestätigte diesem treuen Erzvater, daß er „meiner Stimme
gehorsam gewesen ist und gehalten hat meine Rechte, meine Gebote,
meine Weisungen und mein Gesetz.“
1.Mose 26,5
. Und abermals:
„Dazu habe ich ihn auserkoren, daß er seinen Kindern befehle und
seinem Hause nach ihm, daß sie des Herrn Wege halten und tun, was
recht und gut ist, auf daß der Herr auf Abraham kommen lasse, was
er ihm verheißen hat.“
1.Mose 18,19
. Abrahams Berufung war eine
hohe Auszeichnung: Er wurde der Vater des Volkes, das jahrhunder-
telang Hüter und Bewahrer der göttlichen Wahrheit sein sollte, jenes
Volkes, durch das alle Völker der Erde im Kommen des verheißenen
Messias gesegnet werden würden. Gott selbst berief den Erzvater
und schätzte ihn hoch. Er, der die Gedanken von ferne versteht und
die Menschen richtig beurteilt, sagte: „Ich kenne ihn.“ Abraham
würde die Wahrheit niemals aus selbstsüchtigen Absichten verraten,
sondern das Gesetz halten und stets rechtschaffen handeln. Er würde
nicht nur selbst den Herrn fürchten, sondern auch in seiner Familie
Gottesdienst pflegen und sie in der Gerechtigkeit unterweisen. Das
göttliche Gesetz würde seine Hausordnung sein.
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Abrahams Haushalt umfaßte über tausend Menschen. Alle, die
sich durch seine Verkündigung zur Anbetung des wahren Gottes
führen ließen, fanden in seinem Lager eine Heimstatt und wurden