Seite 126 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
Unmerklich beeinflußte Abraham seine Umgebung durch das ei-
gene Beispiel im Alltag. Die unwandelbare Rechtschaffenheit, seine
Güte und selbstverständliche Höflichkeit, die ihm die Bewunderung
von Königen eintrugen, spürte man auch in der Familie. Infolge
seiner edelmütigen und liebevollen Gesinnung herrschte eine an-
genehme Atmosphäre, die die enge Verbindung mit dem Himmel
verriet. Abraham ging auch am letzten Knecht nicht achtlos vor-
über. In seinem Haus galt gleiches Recht für den Herrn wie für den
Knecht, gab es keine Bevorzugung der Reichen gegenüber den Ar-
men. Als Miterben der göttlichen Gnade behandelte er alle gerecht
und verständnisvoll.
„Er wird seinen Kindern befehlen.“ Nie würde er in schuldhaf-
ter Nachsicht beziehungsweise in unkluger Bevorzugung die bösen
Neigungen seiner Kinder hingehen lassen noch sein Pflichtgefühl
falsch verstandener Liebe opfern. Vielmehr würde er ordnungsge-
mäß lehren und damit die Autorität unparteiischer, gerechter Gebote
wahren.
Wie wenige folgen heutzutage seinem Beispiel! Viele Eltern ver-
wechseln blinde, selbstsüchtige Gefühlsbetontheit mit echter Liebe
und überlassen die Kinder dabei ihrem unfertigen Urteil und un-
heilvollen Neigungen. Das ist das größte Unrecht an der Jugend,
und es wird sich an ihr und ihrer Umwelt rächen. Die Schwachheit
der Eltern ist schuld an der Unordnung in den Familien und in der
Gesellschaft. Sie bestärkt die Jugend noch in dem Wunsch, eigene
Wege zu gehen, statt sich den göttlichen Geboten zu fügen. So wach-
sen sie mit einer inneren Abwehr dagegen auf, und übertragen auch
auf ihre Nachkommen eine glaubensfeindliche und widersetzliche
Einstellung. Lehrt und nötigt sie deshalb wie Abraham, Gehorsam
gegen die Eltern als ersten Schritt zum Gehorsam gegen Gott zu
üben.
Der Gesichtspunkt, unter dem sogar Geistliche das Gesetz Gottes
sehen, hat schon großen Schaden angerichtet. Die heute weit verbrei-
tete Meinung, daß es für die Menschen nicht länger verbindlich sei,
hat dieselbe entsittlichende Wirkung wie damals der Götzendienst.
Wer die Forderungen des Gesetzes Gottes mindert, untergräbt die
Grundlage der Familien und Völker. Fromme Eltern, die Gottes Ge-
bote nicht befolgen, beauftragen ihre Familien auch nicht, die Wege
des Herrn zu gehen. Gottes Gesetz wird nicht zu ihrer Lebensregel.
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