Seite 135 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Die Glaubensprüfung
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An dem bezeichneten Platz bauten sie den Altar und legten das
Holz darauf. Dann eröffnete Abraham seinem Sohn mit zitternder
Stimme die göttliche Botschaft. Erschrocken und bestürzt hörte
Isaak von seinem Schicksal, aber er leistete keinen Widerstand. Es
wäre ihm möglich gewesen zu entrinnen, wenn er das gewollt hätte.
Der vom Kummer verzehrte alte Mann, von der Qual der drei letz-
ten schrecklichen Tage völlig erschöpft, hätte den kräftigen jungen
Mann nicht daran hindern können. Aber Isaak war von Kindheit an
zu bereitwilligem, vertrauensvollem Gehorsam erzogen worden. Als
ihm der Vater Gottes Absicht offenbarte, beugte er sich deshalb wil-
lig. Er teilte Abrahams Glauben und war bereit, Gott sein Leben zum
Opfer zu bringen. Zartfühlend versuchte er, dem Vater seinen Kum-
mer zu erleichtern. Er half dem Greis, der mit kraftlosen Händen die
Stricke binden wollte, die ihn an den Altar fesseln sollten.
Und nun kam der Abschied, die letzten Worte, die letzten Trä-
nen, die letzte Umarmung. Der Vater hob das Messer, um seinen
Sohn zu töten. Da wurde sein Arm plötzlich festgehalten. Ein Engel
vom Himmel rief dem Erzvater zu: „Abraham! Abraham!“ Schnell
antwortete er: „Hier bin ich.“ Abermals hörte er die Stimme: „Lege
deine Hand nicht an den Knaben und tu ihm nichts; denn nun weiß
ich, daß du Gott fürchtest und hast deines einzigen Sohnes nicht
verschont um meinetwillen.“
1.Mose 22,11.12
.
„Da hob Abraham seine Augen auf und sah einen Widder hinter
sich in der Hecke mit seinen Hörnern hängen.“ Eilig brachte er das
neue Opfer herbei und opferte es „an seines Sohnes Statt“. In seiner
Freude und Dankbarkeit gab Abraham dem heiligen Ort einen neuen
Namen: „Der Herr sieht“.
1.Mose 22,13.14
.
Auf dem Berge Morija erneuerte Gott seinen Bund abermals
und bestätigte Abraham und seinen Nachkommen für alle künftigen
Geschlechter den Segen mit einem feierlichen Eid: „Ich habe bei mir
selbst geschworen, spricht der Herr: Weil du solches getan hast und
hast deines einzigen Sohnes nicht verschont, will ich dein Geschlecht
segnen und mehren wie die Sterne am Himmel und wie den Sand
am Ufer des Meeres, und deine Nachkommen sollen die Tore ihrer
Feinde besitzen; und durch dein Geschlecht sollen alle Völker auf
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Erden gesegnet werden, weil du meiner Stimme gehorcht hast.“
1.Mose 22,16-18
.