Seite 170 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
genheit und sich voll Dank ins Gedächtnis rufen, wie oft Gott ihn
davor bewahrt hat, in Anfechtungen zu versinken. Wenn Gott ihm
Wege eröffnete, als alles dunkel und trostlos schien, und ihn stärkte,
wenn er in Gefahr war, schwach zu werden, sollte der Christ darin
Beweise der wachsamen Sorge himmlischer Engel erkennen und
angesichts dieser unzähligen Segnungen mit demütigem, dankbarem
Herzen fragen: „Wie soll ich dem Herrn vergelten all seine Wohltat,
die er an mir tut?“
Psalm 116,12
.
Unsere Zeit, unsere Gaben, unser Besitz sollten ihm gewidmet
sein, weil er uns diese Segnungen anvertraut hat. Sooft wir eine
außergewöhnliche Erfahrung gemacht haben oder uns unerwartete
Hilfe zuteil wurde, sollten wir Gottes Güte anerkennen, aber nicht
nur in Worten, sondern wie Jakob mit Opfern und Gaben für seine
Sache.
„Von allem, was du mir gibst“, sagte Jakob, „will ich dir den
Zehnten geben.“
1.Mose 28,22
. Sollten wir, die wir uns der vol-
len Erkenntnis und Freiheit des Evangeliums erfreuen, uns damit
begnügen, Gott weniger zu geben als jene, die damals unter ungün-
stigeren Verhältnissen lebten? Sind nicht unsere Verpflichtungen
größer, weil die Segnungen größer sind, die wir genießen? Aber wie
gering schätzt man sie ein, wie töricht ist das Bemühen, unsere Zeit,
unser Geld wie auch unsere Liebe mit geradezu mathematischer
Genauigkeit gegen die unermeßliche Liebe und gegen ein Geschenk
von unbegreiflichem Wert aufrechnen zu wollen! Der Zehnte für
Christus! Welch dürftiger, beschämender Lohn für etwas, das so
wertvoll ist! Vom Kreuz auf Golgatha ruft Christus zu rückhaltloser
Hingabe auf. Alles, was wir haben, alles, was wir sind, sollte Gott
geweiht sein.
Mit neu belebtem, festem Glauben an die göttlichen Verheißun-
gen, der Gegenwart und des Schutzes himmlischer Engel gewiß,
„machte sich Jakob auf den Weg und ging in das Land, das im Osten
liegt“.
1.Mose 29,1
. Aber wie so ganz anders war seine Ankunft als
die des Boten Abrahams vor nahezu hundert Jahren! Der Knecht
war damals mit zahlreichen Begleitern auf Kamelen und mit reichen
Geschenken von Gold und Silber gekommen. Er jetzt war ein ein-
samer Wanderer mit wunden Füßen, der außer seinem Stabe nichts
besaß. Wie Abrahams Diener wartete Jakob an einer Quelle, und
hier begegnete ihm Rahel, Labans jüngere Tochter. Diesmal war es
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