Seite 175 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Jakobs Flucht und Verbannung
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Jakob war des Dienstes bei Laban in zunehmendem Maße müde
geworden und nahm sich vor, nach Kanaan zurückzukehren. Er sagte
zu seinem Schwiegervater: „Laß mich ziehen und reisen an meinen
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Ort und in mein Land. Gib mir meine Frauen und meine Kinder,
um die ich dir gedient habe, daß ich ziehe; denn du weißt, wie ich
dir gedient habe.“ Aber Laban bat ihn dringend zu bleiben: „Ich
spüre, daß mich der Herr segnet um deinetwillen.“
1.Mose 30,25-27
.
Er beobachtete sehr genau, wie sein Eigentum unter der Obhut des
Schwiegersohnes wuchs.
Jakob gab ihm zurück: „Du hattest wenig, ehe ich herkam; nun
aber ist‘s geworden zu einer großen Menge.“
1.Mose 30,30
. Mit der
Zeit wurde Laban neidisch auf Jakobs größeren Wohlstand, denn
dieser wurde „über die Maßen reich, so daß er viele Schafe, Mägde
und Knechte, Kamele und Esel hatte“.
1.Mose 30,43
. Auch Labans
Söhne wurden mißgünstig, und ihre gehässigen Reden kamen Jakob
zu Ohren: „Jakob hat alles Gut unseres Vaters an sich gebracht,
und nur von unseres Vaters Gut hat er solchen Reichtum zuwege
gebracht. Und Jakob sah an das Angesicht Labans, und siehe, er war
gegen ihn nicht mehr wie zuvor.“
1.Mose 31,1.2
.
Jakob wäre längst von dieser betrügerischen Verwandtschaft
weggezogen, hätte er nicht die Begegnung mit Esau gefürchtet. Nun
aber begriff er, daß Labans Söhne ihm gefährlich werden konnten.
Sie sahen seinen Besitz als ihr Eigentum an und würden womöglich
versuchen, diesen mit Gewalt an sich zu bringen. Jakob war deshalb
in großer Unruhe und Bedrängnis. Was sollte er tun? Aber in Erinne-
rung an die gnädige Verheißung von Bethel legte er seinen Fall Gott
vor und suchte bei ihm Rat. In einem Traum erhielt er die Antwort:
„Zieh wieder in deiner Väter Land und zu deiner Verwandtschaft;
ich will mit dir sein.“
1.Mose 31,3
.
Während Labans Abwesenheit bot sich Gelegenheit zum Auf-
bruch. Schnell wurden die Herden zusammengetrieben und voraus-
geschickt. Mit Frauen, Kindern und Knechten ging Jakob über den
Euphrat und zog eilig in Richtung Gilead an der Grenze Kanaans.
Nach drei Tagen erfuhr Laban von ihrer Flucht. Sofort machte er
sich zu ihrer Verfolgung auf und holte sie am siebenten Tage ihrer
Reise ein. In maßlosem Zorn wollte er sie zur Rückkehr zwingen.
Er bezweifelte nicht, daß ihm dies gelingen werde, denn sein Trupp