Seite 183 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Die Nacht des Ringens
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Befreiung von der Hand Esaus rang, so werden die Gerechten Tag
und Nacht zu Gott um Errettung von den Feinden rufen, die sie
umgeben.
Satan hatte Jakob vor den Engeln Gottes verklagt und gefordert,
ihn um seiner Sünde willen zu töten. Er hatte Esau bewogen, ge-
gen ihn zu ziehen. Und in der langen Nacht des Ringens versuchte
der Böse, den Patriarchen mit der Last seines Schuldbewußtseins
zu überwältigen, um ihn zu entmutigen und sein Gottvertrauen zu
zerbrechen. Als sich Jakob in seiner Angst an den Engel klammerte
und ihn unter Tränen anflehte, erinnerte ihn auch der himmlische
Bote, um seinen Glauben zu prüfen, an seine Sünde und versuchte,
ihm zu entweichen. Aber Jakob ließ ihn nicht los. Er hatte erfahren,
daß Gott gnädig ist, deshalb verließ er sich ganz auf dessen Barm-
herzigkeit. Er wies auf seine Reue hin und bat um Errettung. Als er
sein Leben überschaute, wurde er fast zur Verzweiflung getrieben.
Aber er hielt den Engel fest, und mit angstvollem Aufschrei blieb er
bei seiner Bitte, bis er siegte.
So wird auch die Erfahrung der Kinder Gottes in ihrem letzten
Kampf mit den Mächten des Bösen sein. Gott wird ihre Standhaf-
tigkeit und Treue, ihr Vertrauen auf seine Macht, die sie befreien
kann, prüfen. Satan dagegen wird versuchen, sie mit dem Gedanken
zu erschrecken, daß ihr Fall hoffnungslos sei und ihre Sünden grö-
ßer, als daß sie vergeben werden könnten. Tatsächlich werden jene
Menschen ihre Versäumnisse klar erkennen, und ihre Hoffnung wird
zeitweilig getrübt, wenn sie auf ihr Leben zurückblicken. Dann aber
werden sie sich der Größe der göttlichen Gnade und ihrer eigenen
echten Hingabe erinnern und sich auf Christi Verheißungen berufen,
die er hilflosen und zugleich einsichtigen Sündern gegeben hat. Ihr
Glaube wird nicht aufhören, weil ihre Gebete nicht sofort erhört
werden, sondern sie werden sich an die Kraft Gottes halten, wie
Jakob sich an den Engel klammerte. Wie er werden sie flehen: „Ich
lasse dich nicht, du segnest mich denn.“
1.Mose 32,27
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Hätte Jakob nicht seine Schuld zuvor bereut, das Erstgeburts-
recht durch Betrug erlangt zu haben, hätte Gott sein Gebet nicht
erhören und sein Leben nicht gnädig bewahren können. So wird
es den Kindern Gottes in der Trübsalszeit gehen. Müßten sie mit
unvergebenen Sünden rechnen, während sie sich in Angst und Not
befinden, würden sie überwältigt. Verzweiflung würde ihren Glau-