Seite 19 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Warum ließ Gott die Sünde zu?
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Christus gleich zu sein, hatten es notwendig gemacht, die rechtmä-
ßige Stellung des Sohnes Gottes darzulegen. Sie war seit Anfang
dieselbe geblieben. Aber viele Engel ließen sich durch Luzifer täu-
schen.
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Unter Ausnutzung der Liebe und des Vertrauens, die ihm die En-
gel unter seinem Befehl schenkten, flößte er ihnen sein eigenes Miß-
trauen und seine Unzufriedenheit ein. Dabei ging er so geschickt vor,
daß sie die Wirkung gar nicht wahrnahmen. Luzifer hatte Gottes Ab-
sichten in falschem Licht dargestellt, sie mißdeutet und entstellt, um
Unzufriedenheit und abweichende Meinungen zu erregen. Mit List
brachte er seine Hörer dazu, über ihre Empfindungen zu sprechen.
Sobald es ihm nützlich schien, wiederholte er dann diese Äußerun-
gen als Beweis dafür, daß die Engel nicht in voller Übereinstimmung
mit der Regierung Gottes stünden. Während er versicherte, Gott treu
zu sein, betonte er doch nachdrücklich, daß um der Beständigkeit
der göttlichen Regierung willen Änderungen in der Ordnung und
den Gesetzen des Himmels notwendig seien. Scheinbar bemüht,
Unzufriedenheit zu beseitigen, war er in Wirklichkeit darauf be-
dacht, Widerspruch gegen das Gesetz Gottes zu erregen. Ihm ging
es darum, den ihm anbefohlenen Engeln seine eigene Unzufrieden-
heit einzuflößen. Im geheimen schürte er Zwietracht und Empörung
und brachte es dabei mit vollendeter Geschicklichkeit fertig, den
Anschein zu erwecken, als wolle er Eintracht und Frieden erhalten.
Der Geist der Unzufriedenheit, der sich auf diese Weise ent-
zündete, tat sein unheilvolles Werk. Noch gab es keinen offenen
Ausbruch von Feindseligkeiten unter den Engeln, es entwickelte
sich jedoch, unmerklich zuerst, gegenseitige Abneigung. Einige hör-
ten Luzifers Anspielungen gegen Gottes Regierung nicht ungern.
Obwohl sie früher in vollkommener Eintracht mit der von Gott er-
richteten Ordnung gelebt hatten, waren sie unglücklich, weil sie
seine unerforschlichen Ratschlüsse nicht durchschauten. Sie sahen
auch Christi Erhöhung nur ungern. Dagegen waren sie bereit, Lu-
zifers Verlangen nach gleichem Ansehen mit dem Sohne Gottes zu
rechtfertigen. Aber treue, ergebene Engel unterstützten die Weisheit
und Gerechtigkeit des göttlichen Ratschlusses und bemühten sich,
jene Unzufriedenen mit dem Willen Gottes zu versöhnen. Christus
war der Sohn Gottes. Er war eins mit seinem Vater und — schon
bevor die Engel ins Dasein gerufen wurden — immer zur Rechten